Seit knapp sieben Jahren führt der Florist, Eventmacher und Werber seinen Blumenladen "Wildwuchs" in der Ennsgasse 7 im zweiten Wiener Gemeindebezirk.

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"Süß wie Zuckerguss" entführt das Geschäftslokal heuer augenscheinlich in eine Konditoreiwelt. Doch der Schein trügt...

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Hinter rosa Dispersion und weißem Stuck verbirgt sich ein anarchischer Geist. Ein Gott, der die Botschaft "Gott ist tot" verbreitet, oder eine vielarmige Hindu-Elefantengottheit mit dem Jesuskind am Arm...

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... angeordnet um einen rosa Plüschadventkranz, bestückt mit 81 weißen Ratten.

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"Zwei Engel sitzen auf ihrer Wolke und kotzen auf das zarte Rosa" - Die Bilder fertigt der Maler Sascha Mikel nach Raubers Ideen.

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Begonnen hat allls mit adventlichen Kreationen aus Plüsch und Leder, doch das ist Vergangenheit. Längst seien andere Floristen auf diese Schiene aufgesprungen. "Es interessiert mich nicht, verglichen zu werden und ich mag mich nicht wiederholen", stellt der Florist klar.

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Rauber kann sich's leisten, gut gehende Kreationen trotz großer Nachfrage in winzigen Auflagen zu produzieren und einen Schlussstrich zu ziehen, wenn ihn ein Produkt ermüdet, denn die Ideen sprudeln nur so aus ihm heraus - "das geht schon mein ganzes Leben lang so."

Die Wildwuchs-Adventkränze bestehen aus Reisig aus Biokultur, das nach den Phasen des Mondes geschlägert wurde, und sind ab 25 Euro zu haben.

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Den Wildwuchs führt Rauber als eineinhalb-Mann/Frau-Betrieb, steht tagsüber selbst hinter dem Tresen und fertigt nachts seine floralen Kunstwerke. Alles ist selbst gemacht und zwar "so wie ich es für mich selbst gern hätte".

Bereitschaft zu Verantwortung verlangt der lebende Graskranz, der zuhause gegossen und geschnitten werden muss. Die Schere ist im Preis von 35 Euro inbegriffen.

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Ein ständiges Kommen und Gehen im Blumenladen. Der Chef geht auf Wünsche ein, plaudert, erkundigt sich nach dem Befinden seiner KundInnen, ganz im Stil eines traditionellen Greißlers.

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"Mir ist es wichtig, dass keine Hemmschwelle besteht. Im Sommer ist unsere Tür immer offen", betont er. Nach zwanzig Jahren in der Werbebranche war die Sehnsucht nach Kommunikation abseits von schnellen, wenig persönlichen e-mails und Telefonaten so dringlich, dass Rauber den Sprung ins Unternehmertum riskierte.

Die Weihnachtssterne in Rosa sind eine robuste Neuzüchtung. 9,50 Euro bzw. 12,50 Euro in der Filztasche.

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Adventguglhupf mit "Zuckerguss" um 35 Euro, Petit Fours sind bereits um 2,50 Euro zu haben.

Letztes Jahr, als Wildwuchs sechsjähriges Bestehen feierte, gestaltete der Florist sein Geschäftslokal ganz in der Tradition des Stuwerviertels: "Das ist seit hundert Jahren ein natürlich gewachsenes Rotlichtviertel, weshalb unser Motto 'Sex sells‘ lautete - eine ziemlich harte Ausstellung."

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Wie reagieren die KundInnen auf so etwas? "Meine Adventausstellung mit Fetischkränzen war ein echter Aufstoßer. Es kursierten sogar Gerüchte, ich sei ein Zuhälter." Dann hat sich sich die Aufregung gelegt und Rauber berichtet von der Aussage einer alte Dame: "Ich weiß zwar noch immer nicht, was Sie da machen, aber ich habe meinen Spaziergang extra so umgelegt, dass ich Ihre Sachen anschauen kann."

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Advent, Advent... Wolfgang Rauber zündet die erste Kerze an: "Der selbst produzierte Pocket-Adventkranz um 9,50 Euro ist meine Antwort auf die asiatischen Billigprodukte."

Neben seinem Unternehmen engagiert er sich für die Entwicklung des Grätzels und zeichnet für Konzept, Design und redaktionelle Beiträge des Stuwerviertel-Magazins verantwortlich.

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Das Problem mit der Aufwertung des Viertels? Rauber: "Die Bezirksvorstehung ist überzeugt davon, alles richtig zu machen und meint, mit der Errichtung von Straßensperren die Lösung gefunden zu haben." Über 25 sind es derzeit.

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Gerade die Sackgassen seien es, die in Spitzenzeiten zur Hölle werden, wenn nichts mehr vor- und zurückgehe. Die wenigen barikadenfreien Gassen würden zu Durchzugsstraßen. Gemeinsam mit anderen AktivistInnen setzt sich Rauber für ein schlüssiges Verkehrskonzept ein, das das Stuwerviertel nicht zu einem "toten Ende" werden lässt.

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Wildwuchs kooperiert mit Kleinerzeugern. Die Weine, Schnäpse, Schokoladen oder Zuckerln stammen aus Manufakturen und sind teilweise Demeter-zertifiziert.

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Rauber verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Glasvasen aus den 1960er-Jahren, die er von KünstlerInnen veredeln lässt. Die Holzfiguren aus dem Erzgebirge stammen aus Originalbeständen der DDR.

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Darüber hinaus führt Wildwuchs kleine Dinge wie Pflänzchen im Latte Macchiato-Becher um 11 Euro...

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...oder in Waldmoos gebettete Amarrylis.

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Die Muffs mit mexikanischen Totenfest-Motiven fertigt die österreichische Künstlerin Renate Gerlach (ab 45 Euro). (tin/derStandard.at/28.11.2010)

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wildwuchs
der Blumenladen im 2ten
Wolfgang Rauber KG
1020 Wien; Ennsgasse 7
Tel: +43 (0) 1-726 83 75
info@wildwuchs.co.at

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