Larry Hagman in Österreich - mit Hut und gegen Öl.

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Larry Hagman zu Besuch in der Solarzellen-Produktionsstätte in Hillsboro/USA

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Hagman trägt zuweilen auch andere Hüte

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Hagman als J.R. Ewing in "Dallas", 1981

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Larry Hagman mit Barbara Eden in "Bezaubernde Jeannie", 1967.

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Wiedervereinigung des Dallas-Clans im Jahr 2006

 

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Im Interview mit Christoph Prantner liest er Politikern die Leviten und will dringend seine Villa in Kalifornien verkaufen.

Standard: Sie sind oft hier in Österreich, warum?

Hagman: Ich habe meine Flitterwochen hier verbracht, in Salzburg, Innsbruck und Wien. Das war vor 56 Jahren. Ich bin ein Wiederholungstäter.

Standard: Wo ist Ihre Frau diesmal?

Hagman: Sie hat Alzheimer. Sie ist zu Hause geblieben.

Standard: Leben Sie immer noch in diesem extravaganten Haus hoch über dem Pazifik?

Hagman: Ja. Wollen Sie es kaufen?

Standard: Tut mir leid, das übersteigt meine Möglichkeiten, fürchte ich.

Hagman: Ich kann es mir auch nicht leisten.

Standard: Aber Sie verdienen doch Geld damit, heißt es.

Hagman: Ja, stimmt. Ich habe dort die größte Solaranlage installiert, die es in einem Privathaushalt in den USA gibt. Ich habe früher 40.000 Dollar für Strom auf meiner Farm ausgegeben. Mit den Solar-Panelen habe ich Gratisstrom und verdiene noch 10.000 Dollar dazu, weil ich mehr produziere als ich brauche.

Standard: Sie waren jahrzehntelang ein scharfer Kritiker der amerikanischen Gesellschaft und Politik. Was halten Sie von der neuen Administration?

Hagman: Die haben ein Desaster geerbt – zwei Kriege und eine kollabierte Weltwirtschaft. Die Regierung Obama tut, was sie kann.

Standard: Das klingt ziemlich milde. Üblicherweise gehen Sie mit jeder Regierung hart ins Gericht.

Hagman: Nein, diesmal nicht. Ich bin schwer für Barack Obama, ich glaube die Regierung macht einen guten Job. Über George W. Bush, der uns das alles eingebrockt hat, habe ich zuletzt gesagt, er sei ein Faschist. Als ich nach Hause kam, habe ich hunderte erboste Telefonanrufe bekommen. 24 Stunden am Tag, drei Wochen lang. Ich habe die Herrschaften gefragt, woher sie denn meine Nummer haben. Sie sagten, sie seien bei einer Bibelgruppe und hätten eine Kampagne gegen mich gestartet. Tausende würden mich anrufen, um mir zu erklären, was ich für ein Idiot sei.

Standard: Also dann passen Sie jetzt besser auf...

Hagman: Naja, meine Frau war nicht gerade glücklich. Aber für mich war das eine gute Demonstration dafür, wie mächtig diese rechten Irren sind.

Standard: Was halten Sie von der Tea Party?

Hagman: Sie ist von Rassenhass getrieben: Sie ist ein Witz und gleichzeitig nicht, leider.

Standard: Kennen Sie Präsident Obama?

Hagman: Nein. Aber ich kenne Clinton und kannte Reagan.

Standard: Wie war Reagan, er gilt ja inzwischen als einer der erfolgreichsten US-Präsidenten.

Hagman: Oh, er war ein Arschloch.

Standard: Warum?

Hagman: Ein netter Typ an sich, aber er gehörte General Electric.

Standard: Immerhin hat er die Sowjets niedergerüstet.

Hagman: Nur in Amerika kann man Brot und Waffen gleichzeitig haben, in der Sowjetunion konnte man das nicht. Kennen Sie die Theorie, dass „Dallas" am Niedergang der Sowjets beteiligt war? Ich habe einem russischen Regisseur 50 Folgen von Dallas geschenkt, er hat mir dafür zwei Pfund Beluga-Kaviar gegeben. Dann hat er die Serie dort seinen Freunden vorgeführt und die wollten sofort die gleichen Autos, Häuser und Frauen haben. Deswegen brach die Sowjetunion zusammen.

Standard: Wie schätzen Sie die Einstellung der einfachen Amerikaner gegenüber Umweltthemen ein?

Hagman: Ich kenne keine einfachen Amerikaner. Ich lebe an der Westküste und reise an die Ostküste. Was dazwischen liegt ist der große reaktionäre Teil Amerikas. Diese Leute stimmen gegen die Gesundheitsreform, obwohl sie davon profitieren. Ich verstehe das nicht.

Standard: Vielleicht ist es so, weil diese Leute Ideologie über persönliche Interessen stellen?

Hagman: Und dazu kommt, dass die Leute, die für die Republikaner stimmen, dazu tendieren, die kleinen Leute niederzumachen.

Standard: Ihre Rolle in "Dallas" war geradezu jene des Parade-Republikaners. Die schmutzigen Ölgeschäfte, der Cowboyhut – wo ist der eigentlich?

Hagman: Der ist im Auto. Könnt ihr mir den holen?

Standard: Sie tragen ihn immer noch?

Hagman: Na, klar. Er ist ein Symbol für J.R. Der würde alles machen, um Geld zu verdienen. Ob es nun rechts- oder linksgerichtet ist, es macht keinen Unterschied für ihn. Er schreckt auch vor Solaranlagen nicht zurück.

Standard: Sie sind der neue Solar-J.R.?

Hagman: Aber hallo.

Standard: Sind Sie immer noch ein Mitglied dieser kleinen Partei?

Hagman: Klar, die Friedens- und Freiheitspartei. Sie glaubt an Frieden und Freiheit, hehe. Und das Gute an ihr ist, dass sie nie an die Macht kommen wird.

Standard: Wie viele Mitglieder hat die Partei?

Hagman: Vier.

Standard: Sie und?

Hagman: Naja, noch drei andere. Aber wir machen nichts. Ich verwende die Partei nur, um nicht Republikaner oder Demokrat zu sein. Aber ich wähle die Demokraten.

Standard: Sie könnten ja auch ein Grüner sein.

Hagman: Ich bitte Sie. Der Grund wieso ich mein Haus vor fünf Jahren mit Solarplatten ausgestattet habe, war, dass ein Baum auf eine Leitung in Ohio fiel und 80 Millionen Menschen für vier Tage ohne Strom waren. Da dachte ich mir: Schau lieber auf dich selbst und installier' das. Ich warte nicht darauf, dass die Regierung etwas unternimmt. Aber wenn sie der Solarindustrie die gleichen Steuervorteile einräumen würde wie Kohleförderern, das wäre was. Glauben sie an die Erderwärmung?

Standard: Ja.

Hagman: Viele, wie diese Tea-Party-Leute, nicht. Das ist verrückt, aber Realität entsteht eben im Auge des Betrachters.

Standard: Was halten Sie von Österreichs Politik? Wir haben auch ein paar Populisten zu bieten.

Hagman: Haider, oder?

Standard: Der ist bei einem Autounfall tödlich verunglückt.

Hagman: Ach ja? Wir fahren heute nach Braunau, um Hitlers Geburtshaus zu besuchen.

Standard: Warum?

Hagman: Ich will sehen, die Atmosphäre spüren, verstehen. Ich habe Maos Haus besucht, das von Napoleon auch. Gewissermaßen sammle ich Häuser von Massenmördern.

Standard: Hatten Sie nie Ambitionen in die Politik zu gehen?

Hagman: Gott, nein. Ich kaufe mir Politiker, das ist billiger als selbst einer zu sein.

Standard: Mit ihrer Popularität wäre das ein Leichtes gewesen.

Hagman: Ich habe Besseres mit meinem Leben vor als Politiker zu werden. Ich schau' auf mich selbst und installiere Solarpanele.

Standard: Können Sie sich bewegen, ohne als J.R. angesprochen zu werden?

Hagman: Nein, natürlich nicht. Das ist der Preis der Berühmtheit. Wenn Sie berühmt sein wollen, dann müssen Sie damit klarkommen. Man muss freundlich zu allen sein, dafür bekommen Sie einen guten Tisch im Restaurant. Alles in allem ist es lustig, berühmt zu sein. Ich mag es.

Standard: Was ist das Beste daran?

Hagman: Geld. Wenn Sie ein Wort dafür haben wollen: Geld.

Standard: Kriegen Sie leicht Werbeverträge?

Hagman: Schon. Ich schätze diesen einen für Solarworld aber besonders, auch wenn ich nicht viel dafür kriege. Die zahlen mir Spesen und schicken Solarplatten nach Haiti. Dabei kann ich selbst gar nicht oft an die Sonne gehen. Seit ich meine Lebertransplantation hatte, ist mein Immunsystem in miserablem Zustand und ich bekomme kleine Melanome. Die müssen dann entfernt werden. Aber wenn Sie älter werden, kriegen Sie das auch.

Standard: Würden Sie Werbung für Ölfirmen machen?

Hagman: Die haben nicht genug Geld, um mich zu bezahlen. Dafür bin ich zu reich. Verstehen Sie mich nicht falsch, wir brauchen Öl, keine Frage. Aber es in Autos zu verbrennen, ist einfach dumm.

Standard: Sie haben Ihr Alter erwähnt. Es ist kein Vergnügen zu altern, oder?

Hagman: Oh, shit, ja! Andererseits, wenn Sie an die Alternative denken, ist es wundervoll.

Standard: Haben Sie Kinder?

Hagman: Meine Tochter ist 53, mein Sohn 49.

Standard: Was sagen Sie denen über das Leben und das Berühmtsein?

Hagman: Was sagen Sie Ihren Kindern? Die hören ohnehin nicht auf Sie. Ich sage ihnen nur, sie sollen nicht betrunken Auto fahren und freundlich sein. Das ist schon was.

Standard: Wie lange sind Sie jetzt schon in Europa auf Reisen?

Hagman: Zwei Wochen, ich habe meine Reise in Rom begonnen. Dort haben wir eine Solaranlage im Vatikan eröffnet. Die ist größer als meine, aber der Papst hat ja auch eine größere Familie.

Standard: Haben Sie ihn getroffen?

Hagman: Nein, der hat wichtigere Dinge zu tun. Sie haben es auf das Dach der Audienzhalle direkt neben dem Petersdom gestellt, dort wo 7000 Leute sonntags ,Papa! Papa!' rufen. Es ist eine 200-Kilowatt-Anlage, 20 Prozent des vatikanischen Strombedarfs werden damit gedeckt. Meine hat 100 Kilowatt. Schönes Haus. Wollen Sie es kaufen?

Standard: Nein, noch immer nicht. Sie haben unlängst der Citybank 10 Millionen Dollar mit einer Klage abgenommen. Wie haben Sie das gemacht?

Hagman: Ich hatte Geld bei denen veranlagt und 1,3 Millionen Dollar damit verloren. Das war natürlich nicht angenehm. Ich habe sie geklagt und gewonnen: mein Geld, meine Spesen und zehn Millionen Dollar Schadensersatz, die ich an karitative Organisationen vergeben darf. Zehn Millionen, stellen Sie sich vor!

Standard: Was werden Sie damit machen?

Hagman: Eine Million geht an die Alzheimer-Stiftung von Maria Shriver-Schwarzenegger. Eine Million an die Nierentransplantationsstiftung, eine Million an einen Solarfonds, der Dörfer in Entwicklungsländern elektrifiziert. Übrigens: Wollen Sie ein Haus kaufen?

Standard: Da müssten Sie mir schon etwas dafür spenden.

Hagman: Ich wollte es für 20 Millionen verkaufen, jetzt bin ich mit sechs zufrieden.

Standard: Warum wollen Sie es überhaupt loswerden?

Hagman: Es kostet mich 400.000 Dollar Unterhalt im Jahr, das ist ganz schön viel. Wir leben außerdem nicht mehr dort. Wollen Sie es kaufen?

Standard: Sie sollten besser ein paar Wall Street-Banker fragen.

Hagman: Ach, die kaufen auch nichts mehr. Ich versuche ja schon über ein Jahr lang, es abzustoßen. Am 4. Dezember wird es versteigert. Wollen Sie es kaufen? Ihnen gebe ich es um fünf Millionen. (Christoph Prantner, DER STANDARD Printausgabe, 27./28.11.2010)