Ein Kostümentwurf zur Uraufführung: Ochs von Lerchenau.

Foto: Nationalbibliothek

 

Wien - Inmitten all der ehrwürdigen Dokumente steht im Prunksaal der Nationalbibliothek die Skulptur von Kaiser Karl VI., die man allerdings zurzeit auch übersehen könnte. Um sie herum hat Bühnenbildner Christoph Cremer nämlich die Installation Erkenne dich selbst postiert, hat um den Kaiser herum also drehbare Spiegel gestellt, deren Rückseiten Kostümentwürfe zur seinerzeitigen Dresdner Rosenkavalier-Uraufführung (1911) zeigen.

Der Besucher - auch mit Walzerklängen der Strauss-Oper umwölkt - wird also mit sich selbst konfrontiert und mit Alfred Rollers Kostümideen zu diesem Werk, das heuer seinen 100. Geburtstag feiert. Nur ein paar Walzerschritte weiter sind aber auch schon die Dokumente zur Ausstellung 100 Jahre Rosenkavalier zu begutachten:

In den kreisförmig um die Installation aufgestellten Vitrinen kann man anhand der Originalpartitur des Werkes die klare Notenschreibe des Komponisten bestaunen. Man kann aber natürlich Material zu der Zusammenarbeit zwischen Strauss und Textdichter Hugo von Hofmannsthal studieren. Und dem Faktum, dass der Wien-affine und Staatsoperndirektor Strauss nicht nur den Rosenkavalier, sondern auch Ariadne auf Naxos, Intermezzo und Arabella in Wien spielen ließ, wird auch Rechnung getragen.

Übrigens: Richard Strauss hat die dicke Rosenkavalier-Partitur, die seit 1924 im Besitz der Nationalbibliothek ist, nicht ohne Gegenleistung überlassen. Er erhielt beim Belvedere ein Grundstück, auf dem er seine (heute noch existente) Villa bauen ließ. (Ljubisa Tosic / DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2010)