Wien - Die Führungskrise am Flughafen Wien ist mit der gestrigen Aufsichtsratssitzung noch einmal prolongiert worden. Die Airport-Spitze ist aber angezählt. In einem Sonderaufsichtsrat am 15. Dezember werden die personellen Konsequenzen aus einem vernichtenden Rechnungshofbericht zur Kostenexplosion an der Baustelle "Skylink" gezogen. Auch die Justiz interessiert sich für Details aus dem Bericht. Lange kann nicht mehr gepokert werden. Am Flughafen herrschte am Donnerstag Krisenstimmung. Die Opposition tobt wegen der Untätigkeit.

Neben Vorstandssprecher Herbert Kaufmann ringen mit juristischer Unterstützung auch seine Kollegen Ernest Gabmann und Gerhard Schmid um hohe Abfertigungen bei ihrer Ablöse. Die Verträge waren erst 2009 um fünf Jahre verlängert worden. Auf mehr als fünf Millionen wurden die Ablöse-Summen bisher geschätzt, um die gestritten wird, dazu kommen umstrittene Bonuszahlungen.

Die einflussreichen Haupteigentümer (Land Niederösterreich, Stadt Wien) haben aber wissen lassen, dass an hohe Millionenabfertigungen nicht mehr zu denken ist. Die Vorstände beraten sich seit längerem schon mit ihren Vertrauensanwälten, am Flughafen jagte auch am Donnerstag ein Sitzungstermin den nächsten.

Abwahlanträge standen im Raum

Im Vorfeld der gestrigen Aufsichtsratssitzung standen jedenfalls bereits Abwahlanträge durch den Aufsichtsratsvorsitzenden im Raum. Ob er sie gestern Nacht eingebracht hat, blieb unbeantwortet. Laut "Format" wurde ein solcher Antrag auf sofortige Abbestellung der drei Vorstände eingebracht. Der Flughafen hat darauf promt reagiert, und diese Behauptung als unrichtig zurückgewiesen. Es habe keinen Antrag zur Abberufung der drei Vorstandsmitglieder gegeben, heißt es in einer Aussendung des Flughafens.

Der Aufsichtsrat habe sich mit dem RH-Rohbericht und den darin enthaltenen Vorwürfen beschäftigt und zudem vom Vorstand einen umfassenden detaillierten Bericht erhalten. Aus Sicht des Flughafen-Aufsichtsrats seien aber noch Fragen offen geblieben, die "zur endgültigen Beurteilung des Rechnungshofberichts erforderlich" sein. Außerdem seien auch Abfindungsbeträge aufgrund möglicher Vorstandsänderungen "entgegen anderslautender Gerüchte" nicht thematisiert worden, heißt es in der Aussendung weiter.

Der Aufsichtsrat ist mittlerweile selber unter Druck. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger hat die Räte gestern bereits heftig angegriffen. Die Vorstands-Vertragsverlängerungen voriges Jahr wären "unverantwortlich" gewesen, die Flughafenführung sei durch Landeshauptleute "ferngesteuert". Nicht nur die erste, zweite und dritte Führungsebene gehörte erneuert, auch die Aufsichtsräte sollten zurücktreten, sagte Rasinger.

Opposition baut Druck auf

In der Opposition wächst der Unmut über die Vertagung der Vorstands-Abberufungen: Die Grünen bauen Druck auf, wollen keine "Polit-Günstlinge" mehr in den Gremien sehen: "Wenn im Dezember die Gesamtführung der Flughafen AG nicht auf neue Beine gestellt und endlich ein professionelles Baumanagement installiert wird, werde ich rechtliche Schritte gegen die Mitglieder des Aufsichtsrates unternehmen", kündigte die Verkehrssprecherin der Grünen, Gabriela Moser, am Donnerstag an.

Eine Entfernung der Verantwortlichen für das Milliardengrab Skylink ist auch für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache überfällig. "In Wahrheit müssten die von Bürgermeister Häupl und Landeshauptmann Pröll in den Flughafenvorstand gehievten SPÖ- und ÖVP-Parteigänger umgehend hinausgeworfen werden, und zwar ohne Millionenabfertigungen", so Strache.

Das BZÖ schoss scharf: "Mehr als 400 Millionen Euro verschwundenes Steuergeld, schwerwiegende und offenbar vorsätzliche Planungsfehler, absehbar explodierende Kosten, massives Fehlverhalten des Managements bis hin zum Betrug und zur Untreue, eine krasse Überforderung des Bau-Managements und schlussendlich ein brutaler Politeinfluss des schwarzen Niederösterreich und des roten Wien samt einiger Verdachtsmoment bis hin zur illegalen Parteienfinanzierung", zählte der BZÖ-Rechnungshofsprecher Gerald Grosz als Ergebnisse der Rechnungshofüberprüfung auf, die überhaupt erst durch Drohungen und einen Beschluss des Nationalrates möglich geworden sei. Grosz fragt sich, "wann endlich die Handschellen für die Verantwortlichen klicken."

Die Staatsanwaltschaft hat unterdessen dem "Format" bestätigt, dass es wegen der Skandalbaustelle Skylink weitere Hausdurchsuchungen gegeben hat, darunter vor rund zwei Wochen etwa bei der ATB Spezialbau. (APA/red)