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Frühes Arbeitsende ist gut für die Psyche, aber schlecht fürs Gel.

Stockholm - Früher in Ruhestand zu gehen bringt Vorteile - zumindest für die psychische Gesundheit. Forscher der Universität Stockholm haben die Daten von mehr als 14.000 Mitarbeitern des Stromdienstleisters National Grid ausgewertet und herausgefunden, dass ein Arbeitsende mit 55 Jahren für die meisten eine große Erleichterung ist. Vorteile für die körperliche Gesundheit konnten jedoch nicht nachgewiesen werden.

Experten gehen davon aus, dass es sich um eine sehr komplexe Fragestellung handelt. Eine frühere Studie war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Ruhestand sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Jene, die mit dem Beginn des Ruhestandes völlig aufhören zu arbeiten, verfügen über ein höheres Risiko bei Herzanfällen, Krebs und anderen schweren Erkrankungen.

Gut für das Selbstbewusstsein

Psychologen argumentieren, dass eine Arbeit, die Spaß macht, gut für das Selbstbewusstsein und das Wohlbefinden ist. Davon profitiert auch die körperliche Gesundheit. In einem stressreichen Job zu bleiben, kann allerdings negative Auswirkungen haben.

Für die aktuelle Studie beobachtete das Team um Hugo Westerlund die Mitarbeiter 15 Jahre lang. Dieser Zeitraum umfasste die Entscheidung, das Angebot eines frühen Ruhestandes mit 55 Jahren anzunehmen, sowie die folgenden Jahre. Ein Jahr vor dem Ruhestand litt ein Viertel der Mitarbeiter an Symptomen einer Depression, einer von zehn Mitarbeitern wurde gegen Krankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen behandelt. In der Pension verringerte sich die psychische und körperliche Erschöpfung deutlich. Bei depressiven Symptomen kam es jedoch zu einem geringen aber dennoch signifikanten Anstieg.

Rückgang von Erschöpfungszuständen

Westerlund erklärte, dass die Arbeit für viele ältere Menschen anstrengend ist. Der Rückgang der Erschöpfungszustände könnte daher einfach die Folge des Wegfalles des Auslösers sein. Denkbar sei auch, dass Menschen ohne die Anforderungen der Arbeit einfach nicht mehr so stark bemerken, dass sie müde sind. Der Ruhestand könnte aber auch einfach mehr Zeit für entspannende Aktivitäten bringen.

Entscheidend sei, dass diese Studienergebnisse zeigten, dass das Arbeitsleben selbst verändert werden sollte. Die Anforderungen sollten angepasst werden, wenn Menschen länger arbeiten, damit das auch bei guter Gesundheit geschehen kann. Möglich wäre das über mehr Teilzeitarbeit oder eine Veränderung des Jobs.

Demoralisierend und diskriminierend

Zu berücksichtigen ist aber auch, ob der Ruhestand freiwillig ist oder nicht. Aktivisten haben argumentiert, dass ein mit dem Erreichen eines bestimmten Alters angeordneter Ruhestand demoralisierend und diskriminierend sein kann. Manche Mitarbeiter sind aus finanziellen Gründen gezwungen weiterzuarbeiten.

Michelle Mitchell von Age UK erklärte, dass ein frühes Arbeitsende für die Gesundheit mancher Menschen Vorteile bringen könne. Für den Großteil der Menschen sei ein Ruhestand mit Mitte 50 einfach keine finanziell sinnvolle Option. Dem frühen Ruhestand stehe nämlich in Großbritannien die Anhebung des staatlichen Pensionsalters auf 66 Jahre gegenüber. (pte)