Der Nordosten Brasiliens lebte und lebt vom Zuckerrohr. Früher als Zucker exportiert, rinnt der Stoff heute in den Tank. João Pessoa bewahrt das Erbe

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João Pessoa liegt im Bundesstaat Paraíba am Rio Parahyba. Bei einer Flussfahrt geht es vorbei an dichten Mangrovenwäldern, die gesund und voller Leben sind. Zahlreiche Vögel zeugen davon.

Foto: Mirjam Harmtodt

Bei der Einfahrt zur "Usina São João" geht es über eine holprige Lehmpiste mitten durch den Wald. Die ursprüngliche Pflanzenwelt hier nennt sich Mata Atlântica, typischer Vertreter davon ist zum Beispiel der Pau Brasil, der laut einer Theorie Namensgeber für das Land war. Auch die Mangroven gehören zur tpyischen Vegetation der Mata Atlântica.

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"Engenhos", die heute "Usinas" genannt werden, sind Zuckerfabriken. Sie sorgten von Anfang an für großen Reichtum bei den "donhos de engenho", wie die Besitzer genannt wurden.

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Einige der Fabriken sind noch heute in Betrieb. Seit Generationen in Familienbesitz, hat zunehmend ein neuer, überaus begehrter Stoff Einzug gehalten: Ethanol. In Brasilien fährt ein großer Teil der Fahrzeuge mit Biodiesel, und der wird auch aus Zuckerrohr gewonnen.

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Auf dem Gelände der Usina São João stehen noch die alten Gebäude aus der Zeit, als hier noch Sklaven auf den Feldern schufteten. Sie dienen heute - wie auch schon früher - als Bürogebäude, Verwaltungsgebäude oder als Unterkunft für die Arbeiter. Die Usina bietet heute den Arbeitern mit ihren Familien alles, was sie zum Leben brauchen. Die Kinder können hier zur Schule gehen, es gibt Geschäfte und Wohnraum für alle.

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"Besucher

Willkommen in der Usina São João! Befolgen Sie unsere Sicherheitsbestimmungen um Unfälle zu vermeiden und kommen Sie glücklich zurück. Nur so können wir Sie schon bald wieder willkommen heißen."

Mit diesen guten Ratschlägen ausgerüstet, beginnt die Tour durch die Fabrik.

Foto: Mirjam Harmtodt

Der Rohstoff, aus dem einmal das weiße Gold bzw. der Treibstoff des Indiviudalverkehrs werden soll: Cana de açucar - Zuckerrohr. Heute wird fast nur noch maschinell geerntet. Für viele ein Segen der modernen Technik, für tausende aber auch der Grund für ihre Arbeitslosigkeit.

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In der Fabrik sind es wieder Maschinen, die die Zuckerrohrstangen weiter verarbeiten. Mit ziemlich viel Lärm, Dampf und herumwirbelnden Fasern.

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Riesige Schaufeln transportieren die Haufen zur Wäsche.

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Helm ist Pflicht bei einem Besuch der Fabrik. Festes Schuhwerk ebenso. Die Zuckerrohrstangen werden zuerst gewaschen und dann fein gehäckselt.

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Nach dem die Stangen gewaschen zu zerhäckselt wurden, bleiben die Fasern übrig. Sie werden weiter verarbeitet.

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Die Arbeiter in der Fabrik bedienen und überwachen hauptsächlich die Maschinen.

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Die Arbeit ist nicht ungefährlich. Überall strömt heißer Dampf aus den Rohren, es zischt und faucht. Feinste Faserteilchen fliegen durch die Luft, ständig hat man irgendwelche Brösel in den Augen. Der Boden ist feucht, es ist rutschig. Dazu kommt noch die Lufttemperatur von rund 30° Celsius. Ein schweißtreibender Job.

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Nachdem die Pflanzenfasern mit verschiedenen Chemikalien versetzt und durchgespült werden, erhält man eine Art "Zuckersaft". Dieser "caldo de cana" ist - zumindest für europäische Zungen - fast schmerzhaft süß und riecht sogar nach Süß.

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Ana Paula ist chemische Ingenieurin und arbeitet seit zehn Jahren in der Usina.

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In mehreren Arbeitsschritten wird der Zuckersaft dann raffiniert. Dabei kommen Chemie, Hitze und Druck zum Einsatz. Das ganze Gelände ist erfüllt vom Brodeln, Zischen und Fauchen der Maschinen und Türme, überall strömen Dampfwolken heraus - und es stinkt.

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Am Ende dieses Vorgangs kommt diese Paste heraus, die natürlichste Form des Zuckers die es gibt. 

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Im Labor wird permanent die Qualität kontrolliert. Jede Stunde wird eine Probe des fertigen Zuckers entnommen, die helle Farbe entsteht durch Beifügung von Chemikalien.

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Diese unappetitliche schwarze Masse ist das, wonach es aussieht: Abfall! Das bleibt bei dem ganzen Prozess als Rückstand übrig. Der Schlamm beinhaltet keinerlei Chemie und wird für die Düngung der Zuckerrohrfelder verwendet.

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Die historischen Gebäude aus den Anfägen des 20. Jahrhunderts, die es auf dem Gelände noch immer gibt, verfallen teilweise. Aber noch lässt sich der urspüngliche Zustand der Häuser erahnen.

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Andere wurden renoviert und beherbergen Büros oder Lager.

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Diese Kirche wurde im Stil des brasilianischen Barock erbaut. Sie steht auf den Gelände der Usina und wird bewacht von einem Schwarm furchteinflößender Wespen, "Marimbondos" genannt. Ihre Stiche sind sehr schmerzhaft, Scheinbar fühlen die sich zu Kirchen hingezogen, denn fast jedes Gotteshaus hat seinen eigenen Bienenschwarm. Am liebsten verstecken sie sich in irgendwelchen Ecken, wo man sie erst sieht, wenn es zu spät ist. Vorsicht ist also geboten!

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Auch diese Häuser stammen aus dem 20. Jahrhundert. Ihre ursprüngliche Funktion ist nicht bekannt, heute dienen sie als Unterkunft für die Arbeiter.

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Auch hier leben Arbeiter der Usina mit ihren Familien .

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Entlang der Straße, die von der Fabrik weg führt, stehen noch mehr einfache Häuschen.

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Großartige Landschaften tun sich auf. Riesige Zuckerrohrplantagen bedecken ganze Landstriche, der Blick geht ins Unendliche.

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In der Nähe von João Pessoa, in Cabedelo, beginnt die Transamazónica. Von hier aus geht die Route quer durch das Land immer in Richtung Westen, bis zur brasilianisch/bolivianischen Grenze. Sie durchzieht das Land von äußersten Osten bis zum äußersten Westen etwa auf Höhe des Äquators. Ursprünglich sollte sie den Atlantik mit dem Pazifik verbinden, mittlerweile sind aber Teile der Straße schon wieder zerstört. Das Projekt gibt es seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Peru und Bolivien wehren sich gegen den Bau der Straße.

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Im Regierungspalast in João Pessoa befindet sich dieses Jugendstilfenster. João Pessoa hat einige historische Schätze bewahrt und sorgt sich auch um deren Erhalt.

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Etwa diese Azuleijos, Andenken an die einstigen Kolonialherren aus Europa. Sie zeigen portugiesische Schiffe, das Kreuz auf den Segeln nennt sich "cruz de Vasco Da Gama".

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Die Fassade des Regierungspalastes. Die Fahnen von links nach rechts: Bundesstaat Paraíba; Brasilien; Stadt João Pessoa.

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Auf diesem wunderschönen Haus in der Altstadt von João Pessoa befindet sich das Zeichen der Freimaurer.

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Auch hier ist das Zeichen gut zu sehen.

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Diese Häuser stammen aus den 20er/30er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Man renoviert fleißig in João Pessoa, streicht die Häuschen in bunten Farben, restauriert die Fassaden und Dächer und macht sie wieder bewohnbar - alles zum Erhalt des Stadtbildes.

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Die Kirche San Franzisko - "Igreja de São Francisco" in João Pessoa. Sie ist eines der wichtigsten Barockbauwerke überhaupt in Brasilien. Begonnen wurde mit dem Bau 1770 von den Franziskanern. Die Kirche ist außen wie innen reichlichst ausgestattet und befindet sich in einem sehr guten Gesamtzustand. Auch hier zeigt sich das Bemühen, die Schätze der Stadt zu bewahren und zu erhalten.

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Eine der alten Glocken mit Seilzug von São Francisco.

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Bei den Renovierungsarbeiten der Decke wurden diese alten Malereien auf der original Holzdecke entdeckt und können nun wieder bestaunt werden.

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Blick hinunter auf eine der revitalisieren Straßen von João Pessoa, die von Bewohnern und Besuchern gleichermaßen genutzt werden. (Mirjam Harmtodt/derStandard.at)

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