Für Außenstehende nicht mehr nachvollziehbar ist, was sich gegenwärtig bei Desperate Housewives abspielt. Die Serie hatte man ja früh hinsichtlich beabsichtigter US-Kleinbürgerkritik als klare Themenverfehlung abgeschrieben und deshalb mit dem Schauen aufgehört. Zuletzt ist es wieder passiert, und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man schwören, die Autoren der Hausfrauen haben ein paar Kapitel zu viel aus den Geschichten der Anwaltspraxis von Ferdinand von Schirach gelesen. "Schuld" wurde hier auf direktem Wege verhandelt, und zwar in einer Weise, wie es eben nur Laienpsychologendrehbücher leisten können.

Foto: ORF/Disney/Danny Feld

Ein Jüngling aus der Nachbarschaft, lieb und nett, hat ein sehr krankes Verhältnis zum anderen Geschlecht. So krank nämlich, dass Verehrung in Hass umschlägt und frau dann nur schwer entkommen kann. Am Ende einer (!) Folge gab es zwei Leichen und einen Mordversuch. Hintergrund: Vater ist nicht vorhanden, Mutter trinkt. Dafür musste sie bezahlen, und man glaubt nicht, dass derart plumpe Frauenverachtung im 21. Jahrhundert noch vorgetragen werden kann.

Foto: ORF/Disney/Ron Tom

Jüngste Nachrichten erreichen uns aus dem Hausfrauen-Kosmos: Teri Hatcher beabsichtigt, sich abzuseilen. Ebensolche Pläne hegt offenbar Felicity Huffmann. Es spricht für beide, dass sie das Inhaltsvakuum besser spät als überhaupt nie erkennen und einen Schlussstrich ziehen wollen. Allerhöchste Zeit, sich nach Neuem umzusehen.

Am Schluss der Folge trägt die Hausfrau aus dem Jenseits wieder hintergründige Weisheiten vor. Danke, genug gesehen. Und jetzt wieder: Rescue Me. Da sind die Geschlechterkämpfe ausgeglichen. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 25.11.2010)

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