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Anlass für die Anzeige war der Director's Deal Ruttenstorfers eine Woche vor dem überraschenden Ausstieg der OMV beim ungarischen Konkurrenten MOL Ende März 2009.

Foto: AP/Hans Punz

Wien - Die Insideranklage gegen OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer wird beim turnusmäßigen Aufsichtsrat des börsenotierten Mineralölkonzerns am morgigen Donnerstag behandelt. Im Vorfeld erhielt Ruttenstorfer zahlreiche Unterstützung, unter anderem von OMV-Aufsichtsratschef und ÖIAG-Vorsitzendem Peter Michaelis, der davon ausgeht, dass "der Aktienkauf korrekt und im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften" erfolgt war. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) verteidigt ihre Anzeige gegen den OMV-Chef bei der Staatsanwaltschaft, die nach Ermittlungen am vergangenen Mittwoch einen Strafantrag gestellt hat. Die Aufsichtsratssitzung dürfte bis in die Nachmittagsstunden andauern.

Anlass für die Anzeige war der Director's Deal Ruttenstorfers eine Woche vor dem überraschenden Ausstieg der OMV beim ungarischen Konkurrenten MOL Ende März 2009. Er kaufte damals um rund 632.000 OMV-Aktien und erklärte in einem "profil"-Interview, dass die OMV den MOL-Anteil auf jeden Fall bis Ende 2009 halten werden. Nach Bekanntwerden des Verkaufs des MOL-Anteils an den russischen Ölkonzern Surgutneftegaz um 1,4 Mrd. Euro legten die OMV-Aktien um 3,33 Prozent auf 25,10 Euro zu. Das entspricht einem Buchgewinn für Ruttenstorfers OMV-Aktienpaket von mehr als 33.000 Euro an dem einen Tag - allerdings hält der OMV-Chef die Aktien bis heute und auch noch weiterhin.

"Wenn ein Unternehmensleiter über eine Information verfügt, dass eine Übernahme ansteht, dann darf er nicht handeln", sagte FMA-Vorstand Kurt Pribil am vergangenen Freitag. Es sei dabei unerheblich, ob ein Gewinn realisiert werde, und das Verbot des Insiderhandels unterscheide auch nicht zwischen kurzfristiger Spekulation und langfristiger Veranlagung, so Pribil.

Chefsessel bis Ende März 2011

Ruttenstorfer, der Ende März 2011 mit Erreichung des 60. Lebensjahres den Chefsessel bei der OMV räumt, denkt seinerseits nicht an einen Rücktritt und zeigt sich optimistisch, dass ihn der OMV-Aufsichtsrat im Amt belassen wird. Neben Rückendeckungen aus der OMV von seinem designierten Nachfolger als OMV-Chef Gerhard Roiss bzw. dem gesamten übrigen Vorstand und auch vom Konzernbetriebsrat hält auch Wilhelm Rasinger, Präsident der Interessenverband für Anleger (IVA), dem OMV-Chef die Stange. Er sehe im Aktienkauf keinen großen Skandal oder beabsichtigte Handlungen, um Aktionären oder der Gesellschaft zu schaden.

Verärgert zeigte sich Anfang dieser Woche OMV-Aufsichtsrat Norbert Zimmermann über die Vorgehensweise der FMA. Die Anzeige habe nicht nur den Spitzenmanager selbst, sondern den Konzern schwer geschädigt. "Wäre das mein Unternehmen, würde ich mit allen rechtlichen Schritten gegen dieses Amt vorgehen und auch eine Amtshaftungsklage in Erwägung ziehen", so Zimmermann. Denn die Vorwürfe gegen Ruttenstorfer entbehrten jeder Grundlage.

Der Beginn des Insider-Verfahrens vor Gericht wird für 2010 nicht mehr erwartet. Die Höchststrafe bei Missbrauch von Insiderinformationen liegt bei fünf Jahren Freiheitsstrafe. (APA)