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Immer mehr junge Steirerinnen wagen den Sprung in die Stadt und bleiben oftmals dort - dabei gilt es laut Studie, auch gut ausgebildete junge Frauen wieder zurück in die Heimat zu locken, denn "wenn die Frauen gehen, stirbt das Land".

Foto: APA/ARZBERGER

Graz - "Wenn die Frauen gehen, stirbt das Land," zitiert eine Studie über die Landflucht junger Steirerinnen, die vom Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung der Universität für Bodenkultur Wien im Auftrag des Landes Steiermark erstellt wurde, einen befragten Bürgermeister. Tatjana Fischer und Gerlind Weber erforschten die Beweggründe für bzw. gegen Abwanderung und stellten fest, dass gute Ausbildung, der Wohnort des Partners, Kinder und die geringe Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit in Vereinen ausschlaggebend sind.

Bevölkerungsrücklauf betrifft bis 2030 63 Prozent der Gemeinden

Hintergrund der Studie ist die Tatsache, dass bereits 2007 laut Landesstatistik signifikant weniger Frauen im Alter von 20 bis 29 Jahren am Land lebten als gleichaltrige Männer. In Extremfällen kamen in manchen Gemeinden auf sieben Männer nur noch fünf Frauen - Tendenz steigend, denn die Prognose für das Jahr 2030 lautet, dass 63 Prozent der steirischen Gemeinden von rückläufiger Bevölkerungsentwicklung betroffen sein werden.

Die Forscherinnen loteten die Gründe für die "weibliche Landflucht" anhand von zehn kleinen, aber repräsentativen Gemeinden aus. Sowohl eine schriftliche Befragung als auch Experteninterviews u.a. mit Bürgermeistern wurden geführt. Von einer "Grundgesamtheit" von 551 Frauen gaben 97 (17,6 Prozent) Rückmeldung.

Hohes Ausbildungsniveau zieht in die Stadt

Das Ergebnis zeigte deutlich: In der dynamischen Lebensphase werden "persönliche Werthaltungen geprägt, die jungen Frauen lösen sich von der Herkunftsfamilie und begründen einen eigenen Haushalt". Der Unterschied zur Müttergeneration sei aber, dass sich die heute 20- bis 29-Jährigen durch ein hohes Ausbildungsniveau auszeichnen. Sie ziehen zum Studieren in die Stadt und bleiben oftmals dort. Hinzu komme, dass die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, nur bei acht Prozent der Befragten vorhanden war. Aktive Vereinsarbeit stärke jedoch die Zugehörigkeit in der Gemeinde, die bei Männern tendenziell mehr vorhanden sei.

"Hausbau und Kinder als Klebstoff"

Deutlich wurde auch der Unterschied zwischen jungen Müttern und Nicht-Müttern: Während die einen die Lebensqualität in ihrem Wohnort "durch die Brille der Kinder" sehen und definierten, bevorzugten die anderen Einkaufsmöglichkeiten, Treffpunkte und Freizeitangebote, erklärte Weber. Viele seien traditionell und würden ihrem Partner nachziehen. Auch der passende Baugrund fließe in Entscheidungen mit ein.

Problem nicht erkannt

Die BürgermeisterInnen dürften sich dessen zwar bewusst sein: "Hausbau und Kinder wirken gleichsam als Klebstoff," meinte einer. Ein anderer aber erklärte: "Eigentlich planen wir keine Maßnahmen speziell für junge Frauen, weil die Gemeinde so viele Probleme hat, dass man auf das gar nicht so schauen kann." Manche hätten laut Weber noch nicht erkannt, dass die jungen Frauen der "Nukleus für demografische Entwicklung" seien.

Topjobs auch am Land

Aufgezeigte Lösungswege sind zum Beispiel "Frauen-Talks" oder die ästhetische Aufwertung des Ortsbilds, "Willkommenspakete" für neu hinzugezogene junge Frauen oder Patenschaften zwischen "Neuankömmlingen" und "Alteingesessenen". Haben junge Steirerinnen bereits ihre Gemeinde verlassen, sollte man versuchen, den Kontakt zur Dorfgemeinschaft aufrecht zu erhalten und sie als "Außenbeziehungsbeauftragte" zu ernennen. Die Begründung einer Initiative "Topjobs am Land" könnte auch gut ausgebildete junge Frauen wieder zurück in die Heimat locken, so die Studienautorinnen. (APA)