Washington - In den USA beginnt ein zweiter Test an Patienten mit Stammzellen, die aus menschlichen Embryonen gewonnen wurden. An dem klinischen Versuch werden zwölf blinde Patienten teilnehmen, wie die Biotechnik-Firma Advanced Cell Technology am Montag mitteilte. Beim ersten Test dieser Art werden seit Oktober querschnittsgelähmte Patienten mit embryonalen Stammzellen behandelt. Das Verfahren ist nicht nur ethisch umstritten, sondern birgt womöglich auch Krebsrisiken.

In dem zweiten Test geht es um Patienten, die als Kinder oder Jugendliche erblindeten. Das Verfahren sei an Ratten und Mäusen getestet worden, um die voranschreitende Krankheit aufzuhalten, dabei seien weder Krebs noch andere Nebenwirkungen festgestellt worden, sagte der Chef-Wissenschafter der Firma, Bob Lanza. "Wenn das beim menschlichen Patienten genauso verläuft, landen wir einen Volltreffer", sagte Lanza. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte zuvor ihre Genehmigung für die sogenannten Phase-I-Studie erteilt.

Embronale Stammzellen sind Alleskönner

Bei dem Test sollen Netzhautzellen, die aus embryonalen Stammzellen gewonnen wurden, den Patienten in die Augen injiziert werden. Die zwölf Testpersonen, die an einem fortgeschrittenen Stadium von Netzhaut-Krankheiten wie Morbus Stargardt leiden, erwarten nicht, dass sie danach wieder sehen können. Vielmehr geht es dabei um die Überprüfung der Sicherheit des Verfahrens, um dieses später möglicherweise bei jüngeren Patienten anwenden zu können, damit diese erst gar nicht blind werden. An der Krankheit leiden etwa 25.000 Menschen in den USA.

Die Firma hat auch einen Antrag gestellt, um die Erlaubnis für einen Test für sogenannte altersbedingte Makuladegeneration zu erhalten; von dieser Augenkrankheit sind rund 30 Millionen Menschen in den USA und Europa betroffen.

Die Stammzellforschung setzt zur Therapie schwerer Krankheiten auf embryonale Stammzellen, die Alleskönner sind, weil sie sich praktisch in jede menschliche Zelle verwandeln können. So kann Ersatzgewebe für kranke Körperpartien gezüchtet werden. Dieses Verfahren ist jedoch ethisch höchst umstritten, denn die Stammzellen werden vor allem aus Embryonen gewonnen, die bei künstlichen Befruchtungen übrigbleiben. Kritiker argumentieren, dass menschliches Leben bereits mit der Befruchtung der Eizelle beginnt. Kritiker warnen zudem vor einem Krebsrisiko, denn auch nach erfolgversprechenden Tests etwa an Mäusen ist nicht sicher, ob sich die Zellen wie gewünscht entwickelten. (APA)