Der Kap-Rüsselspringer zeigt eine Vorliebe für klebrig-süße Snacks und bestäubt dabei Pagoda Lilien.

Foto: Wester/Naturwissenschaften

Langschnauzige Rüsselspringer legen eine besondere Vorliebe für süße Leckereien an den Tag. Dass sie damit auch als nützliche Bestäuber fungieren, haben nun Untersuchungen an den ungewöhnlichen Säugern ergeben. Die Biologin Petra Wester von der University Stellenbosch konnte bei Beobachtungen in Südafrika erstmals belegen, dass Elephantulus edwardii den Nektar aus Blüten saugt und damit für die Befruchtung von Pagoda Lilien sorgt.

Wester untersuchte das Verhalten von Rüsselspringern im nördlichen Gebiet von Cederberg in Südafrika, wo die Pagoda Lilienart Whiteheadia bifolia (Hyacinthaceae) in schattigen Felsspalten und -höhlen wächst. Vier Nächte lang stellte sie Tierfallen in der Nähe der Lilienpflanzen auf, in denen Köder aus Erdnussbutter und Haferflocken die Tiere anlocken sollten. Tags darauf wurden die Exkremente aus den Tierfallen eingesammelt. Zwei Rüsselspringer wurden gefangen und in Glasterrarien mit blühenden Lilienpflanzen ausgesetzt, in denen Wester ihr Essverhalten beobachtete.

Die gefangenen Rüsselspringer haben innerhalb von vier Tagen die Blüten über 50 Mal besucht. Sie gingen dabei von einer Blütentraube zur anderen. Mit ihren biegsamen Nasen drangen sie in die Staubgefäße vor und leckten den Nektar zwischen den Fruchtknoten und den Staubgefäßen mit ihren langen schmalen Zungen ab. Dabei berührten sie die Pollensäcke und bestäubten ihre lange Nase mit Blütenpollen. Auch die Blütennarben wurden von den Tieren berührt.

Lieber Nektar als Erdnussbutter

Die Rüsselspringer labten sich an dem Nektar, ohne dabei die Pollen direkt zu sich zu nehmen oder die Blüten zu essen, zu beschädigen oder gar zu zerstören. Interessanterweise zogen die Tiere den Nektar anderen Nahrungsmitteln wie Erdnussbutter mit Haferflocken und Äpfeln oder auch Wasser vor. Wester fand zudem heraus, dass in den Exkrementproben der Rüsselspringer Pollen der Pagoda Lilie enthalten waren. Dies ist möglicherweise eher auf die Fellpflege nach den Blütenbesuchen als auf eine tatsächliche Pollenaufnahme zurückzuführen.

Rüsselspringer gehören zusammen mit Nagetieren, Primaten und Beuteltieren zu einer eher ungewöhnlichen Gruppe von Bestäubertieren, die als "nichtfliegende Säugetiere" bekannt sind, um sie von den eher verbreiteten Fledermäusen zu unterscheiden. Abgesehen von ihrer langen Nase ähneln Rüsselspringer den Mäusen, zählen jedoch nicht zu den Nagetieren. Sie gehören zur Ordnung der Elefantenspitzmäuse (Macroscelidea), zu denen auch Erdferkel, Tenreks, Goldmullen, Schliefer, Seekühe und Elefanten zählen.

Petra Wester schlussfolgert: "Es liegen kaum Informationen über Rüsselspringer als Bestäubertiere vor. Mit dieser Studie wird erstmalig nachgewiesen, dass der Elephantulus edwardii Blüten wegen des Nektars besucht und sie folglich auch bestäubt. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass noch weitere Spezies von Rüsselspringern Bestäubertiere sein könnten." Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Journal Naturwissenschaften - The Science of Nature veröffentlichten. (red)