Erste Anzeichen gut zwei Wochen vor der Eruption.

Foto: Thorsteinn Jonsson, University of Iceland

Die Eruption des Eyjafjallajokull am 17. April dieses Jahres.

Foto:Eyjolfur Magnusson, University of Iceland

London - Als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull im April 2010 ausbrach, brachte seine gigantische Aschenwolke den Flugverkehr halb Europas tagelang zum Erliegen. Zumindest für Fachleute kam das Ereignis nicht überraschend, wie ein Geologenteam nun in der Wissenschaftszeitschrift Nature (Bd. 468, S. 462) schreibt: Schon Wochen zuvor hatte es Zeichen für eine wiederkehrende Aktivität des Vulkans gegeben, der sich rund 200 Jahre lang unauffällig verhalten hatte.

Die genaue Auswertung der Daten vor und während des Ausbruchs zeigt aber auch, dass sich der nordische Feuerberg gleich mehrfach außergewöhnlich verhielt.

Die bereits ab Sommer 2009 durchgeführten Messungen zeigten, dass der Eyjafjallajökull bereits elf Wochen vor seinem ersten Ausbruch damit begann, sich auszudehnen. Das ist für Vulkanologen ein sicherer Hinweis, dass Magma aus der Tiefe in die flachen Kammern und Gänge des Vulkans eindrang und aufstieg.

Am 20. März 2010 wurde dann erstmals Lava aus einem Spalt an der Flanke des Vulkans geschleudert. Zu dem Zeitpunkt hatten sich die Hänge bereits um mehr als 15 Zentimeter gehoben. Während normalerweise die Flanken von Vulkanen nach Eruptionen rasch wieder absinken, blieb die Hebung der Hänge des Eyjafjallajökulls gleich. Erst als sich am 22. April 2010 die Lava einen neuen Ausgang suchte und durch den Gletscher auf dem Gipfel brach, begannen sich die Vulkanflanken deutlich zu senken.

Erkaltete Strukturen

Das war aber nicht die einzige Sonderbarkeit des isländischen Ausbruchsverhaltens. Zum Erstaunen der Vulkanologen fand das anders und an anderen Stellen statt als die vorhergehende Hebung. Wie Freysteinn Sigmundsson nun in Nature schrieb, sei das ein Hinweis dafür, dass das Magma nicht nur in eine Magmakammer floss und von dort aus aufstieg, sondern sich in einem komplexeren System verteilte.

Mit anderen Worten: Bei einem lange ruhenden Vulkan wie dem Eyjafjallajökull könnten die erkalteten inneren Strukturen die Magmabewegungen im Untergrund beeinflussen und für unerwartetes Verhalten sorgen. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 20/21.11.2010)