Pilotenausbildung ist ein Teil der Kosten.
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Donauwörth - Knapp über dem Boden wird es dann kritisch. Das Triebwerk des Eurocopters EC 135 fällt aus. In Panik verfällt der ÖAMTC-Pilot nicht. Er reagiert richtig, hält die Rotorblätter in Bewegung und setzt den Hubschrauber gefühlvoll auf. Wäre das Manöver misslungen, wäre allerdings auch niemand verletzt worden - denn der Zwischenfall ereignete sich in einem großen Simulator im bayrischen Donauwörth.
Das rund sechs Millionen Euro teure Gerät auf dem Gelände des Eurocopterwerks ist der Traum jedes Computerspielers. Das komplette Cockpit der Christophorus-Hubschrauber ist nachgebaut, vor sich sieht der Pilot in einem Winkel von rund 200 Grad die virtuelle Landschaft vor, neben und unter sich. Neigt sich das Fluggerät in die Kurve, bewegt sich der an eine Mondlandefähre gemahnende Simulator mit.
Die Szenerie kann man wechseln, die technischen Probleme ebenso. Zweimal jährlich müssen sich die 49 ÖAMTC-Piloten behördlich vorgeschriebenen Überprüfungen unterziehen. Sieben von zehn Checkflügen werden mittlerweile auf diese Art absolviert, erklärt Reinhard Kraxner, Geschäftsführer der Flugrettung, im Rahmen einer Pressereise nach Donauwörth.
Billig ist das allerdings nicht. 15.000 Euro kostet die Fortbildung jährlich - pro Pilot. Für Kraxner einer der Gründe, warum der ÖAMTC mehr Geld für sein Rettungsangebot will.
Zur Erinnerung: Der Verein hat nach zehn Jahren den Vertrag mit dem Innenministerium per 31. Dezember 2010 gekündigt, da die Verluste wegen der Einsätze immer höher wurden. Vier Millionen Euro waren es im Jahr 2008, als der Vertrag aufgelöst wurde. Ein Euro pro Vereinsmitglied, also rund 1,8 Millionen Euro trägt der ÖAMTC selbst zur Finanzierung bei, der Rest kommt von den Versicherungen und eben den staatlichen Stellen. Einige Bundesländer haben mittlerweile eigene Verträge abgeschlossen, sie wollen aber wiederum das Geld vom Innenministerium zurück.
Dennoch kündigte Kraxner an, dass bis Mitte 2011 die Hubschrauber überall weiterfliegen werden. Im Innenministerium will man die Frage der Finanzierung nicht kommentieren, Sprecher Rudolf Gollia bestätigt lediglich, dass derzeit Gespräche geführt werden. (Michael Möseneder, DER STANDARD-Printausgabe, 20./21.11.2010)