Mit dem Rücktritt von ORF-Kommunikationschef Pius Strobl (54) hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz seinen wichtigsten Mitstreiter und engsten Vertrauten verloren. Strobl galt als "Mann fürs Grobe" und hielt seinem Chef extern und intern den Rücken frei. Zu Journalisten pflegte er ein enges Verhältnis, verlieh diesen gegenüber seinen Wünschen aber auch gerne starken Nachdruck. Das Mitschneiden von Direktorengesprächen mit Journalisten am Rande einer Sitzung des ORF-Stiftungsrats brachte ihn nun überraschend ins Stolpern. Wiewohl Wrabetz Strobl bis zuletzt den Rücken stärkte, zog dieser die Konsequenzen und erklärte am Freitag den Rücktritt.

In die bewegte Vita Strobls fügt sich nun eine weitere turbulente Begebenheit. Eine Mitarbeiterin, die er beauftragte, am Rande der jüngsten Stiftungsratssitzung, in der Infochef Elmar Oberhauser abgewählt wurde, Aufnahmen zu machen, hatte die Gemüter von Direktoren und mehreren Journalisten erregt, die sich unisono belauscht fühlten. Der ungeschickten Aktion folgten abenteuerliche Erklärungen Strobls, die vom "Stimmungsbild" über eine "interne Bewertung" bis zur Begründung, man habe sehen wollen, was Journalisten aus den O-Tönen der Direktoren machen würden, reichten. Für die zahlreichen ORF-internen Gegner Strobls war das ein willkommener Anlass, den mächtigen Wrabetz-Vertrauten über eine Woche hinweg sturmreif zu schießen. Dass er damit in den Sog der von ihm mitbetriebenen Abwahl Oberhausers geriet, ist eine Ironie des Schicksals, die vor allem Ex-Informationsdirektor Freude bereiten dürfte.

Wrabetz hat damit nach einer bröckelnden Direktorenriege ein Problem mehr: Denn Strobl war es auch, der bei missliebigen bis unfair empfundenen Berichten zum Telefonhörer griff und intern sowie extern als Blitzableiter fungierte. Während Wrabetz den "guten Bullen" gab, war Strobl, der seine Berufslaufbahn als Gendarm im Burgenland startete, stets als "böser Bulle" im ORF-Revier unterwegs. Von Kritikern im ORF wurde er deshalb wegen seiner Rolle als "Überbringer der schlechten Botschaft" für das negative Image des Senders verantwortlich gemacht. Oft zu Unrecht, wie Freunde Strobls meinen.

Baumeister der "Regenbogenkoalition"

Dem ORF näherte er sich zunächst von 1989 bin 1998 in seiner Funktion als Mitglied des ORF-Kuratoriums, das inzwischen zum Stiftungsrat umgetauft wurde. Strobl war während dieser Zeit maßgeblich an der Wiederwahl Gerd Bachers zum ORF-Generalintendanten sowie der Abwahl von Programmintendant Ernst Wolfram Marboe beteiligt. 2004 zog Strobl dann für die Grünen neuerlich in den ORF-Stiftungsrat ein, wo er als einer der Baumeister der "Regenbogenkoalition" fungierte, die Alexander Wrabetz auf den Schild des ORF-Chefs hob. Wrabetz engagierte ihn in der Folge als Kommunikationschef des öffentlich-rechtlichen Senders.

Turbulente Zeiten ist Strobl jedenfalls gewöhnt: Seine politischen Anfänge machte der spätere Grünen-Obmann (deren Gründungsmitglied er war), in der SPÖ, wo er jene drei Fragen an den burgenländischen Landeshauptmann und Parteifreund Theodor Kery inszenierte, die den heutigen SPÖ-Klubobmann Josef Cap berühmt machen sollten.

Auch mit der Justiz hatte sich Strobl schon in frühen Jahren publikumswirksam angelegt, als er sich wegen Wehrdienstverweigerung zu einer Haftstrafe verdonnern ließ. Später war Strobl Lokalbesitzer - unter anderem führte er auch das Radio-Cafe im ORF-Funkhaus - und betätigte sich als Immobilienmakler und PR-Betreuer. Wien hat dem umtriebigen Wesen des rastlosen Kommunikators auch zahlreiche Events zu verdanken, die heute noch das Stadtbild prägen: Strobl erfand etwa den Weihnachtsmarkt am Spittelberg und den "Eistraum" vor dem Rathaus. Dazu betätigte er sich noch Jahre vor der "EURO 2008" als Pionier in Sachen "Public Viewing".

Privat ist Strobl, der als Waisenkind in Mattersburg aufwuchs, ebenfalls dem ORF verbunden. Er lebt seit einigen Jahren mit Moderatorin Eva Pölzl zusammen, mit der er auch einen eineinhalbjährigen Sohn hat. Darüber hinaus hat Strobl auch zwei größere Kinder aus einer früheren Ehe. (APA)