Verlässliche Teigschleuderer.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Nach I Ragazzi, I Terroni und I Carusi bietet nun auch I Tricolori ordentliche Italo-Küche mit einem Schuss Sizilien.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Giacoponellos stammen aus Catania und waren mit ihren Restaurants bislang auf Wien-Neubau abonniert. Seit die Familie vor zehn Jahren die Pizzeria I Ragazzi am unteren Ende der Burggasse aufmachte (ist seitdem immer ausgebucht), folgte alle paar Jahre ein neues Ristorante im selben Grätzel - und nach dem selben Strickmuster: Sehr ordentliche Pizze aus dem Gasfeuer-Ofen; routinierte, tadellos bissfeste Mainstream-Pasta; ein paar durchaus bemerkenswerte sizilianische Spezialitäten, die der Gast aber urgieren muss. Und: Effizientes Service ohne allzu aufgezwirbeltes Italo-Brimborium.

Dass mit so einem Konzept auch an unglücklichen Locations einiges möglich ist, beweist die Familie nun mit dem I Tricolori in einem weitläufigen, auf zwei Ebenen angelegten Lokal am Opernring, wo bislang alle paar Monate ein Betreiber baden ging. Was, natürlich, schon auch an den fehlenden Konzepten gelegen haben kann. Weil: So ein prominenter Standort, noch dazu neben einem von Wiens besten OF-Kinos, sollte doch einigermaßen erfolgreich zu bespielen sein. Ist auch so: Seit hier die verlässlich gut belegten Pizzen aus dem Ofen schießen und es dazu ordentlich gezapftes Villacher gibt, rennt die Bude wie mit Olio piccante geschmiert. Und ist dabei ungleich sympathischer, als Systemgastronomie aus der Automatenkassa in der Art der deutschen Vapiano-Kette.

Suppe und tadellose Teigwaren

Mittags darf man sich über wirklich aufmerksam gemachte Pasta zu Kampfpreisen freuen. Um 7,90 Euro gibt es Suppe und tadellose Teigwaren. Die Linguine alla Messinese mit Kapern, Oliven, Tomaten und (nur leicht gummigen) Calamari etwa wären auch in einem Luxusschuppen wie dem Fabios nicht negativ aufgefallen - um das Dreifache des Preises wohlgemerkt.

Am Abend darf es ein bisschen mehr sein, dafür steht aber stets ein wohlgefüllter Tiegel Parmesan mit am Tisch, das Brot ist selbstgemacht, auf Nachfrage werden gar sizilianische Klassiker aufgefahren. Rigatoni alla Norma etwa, mit herrlich schmierigem Paradeiser-Melanzani-Sugo und großzügig Ricotta salata al forno oben drüber, die hier selbst gemacht wird. Oder Battuta alla palermitana, flach geklopftes Rindsfilet, mit Bröseln, Kräutern und Oliven paniert und von einer butterweichen, knusperzarten Würzigkeit, für die man, wenn sie erst einmal verkostet wurde, gar nicht anders kann als demnächst wiederzukommen. Verbesserungsfähig: die vorhersehbare Weinkarte. (Severin Corti/Der Standard/rondo/19/11/2010)