Der Thermenmarkt in Österreich scheint gesättigt zu sein. Jetzt ist Kreativität gefragt.

Foto: St. Martins Therme und Lodge

Eisenstadt - Volkswirtschaftliche Effekte beim Ausbau und Betrieb der burgenländischen Thermen hat eine vom Regionalmanagement Burgenland (RMB) in Auftrag gegebene Studie untersucht. Dabei zeigte sich, dass mittlerweile das Angebot an Thermen in Österreich stärker gestiegen ist als die Nachfrage: "Man kann wahrscheinlich schon fast von einer Marktsättigung ausgehen", so der Wirtschaftsforscher und Studienautor Oliver Fritz am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt. Etwa 25 Prozent der Nächtigungen in Thermenorten bundesweit werden mittlerweile im Burgenland gebucht. Um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, wären weitere Investitionen sowie ein differenziertes Angebot notwendig, so das Resümee des Studienautors.

Thermen bringen Gäste ins Burgenland

Im Mittelpunkt der Betrachtung standen die Thermen Lutzmannsburg, Stegersbach, Bad Sauerbrunn und Bad Tatzmannsdorf. Zwischen 1995 und 2007 seien im Burgenland Tourismusprojekte im Ausmaß von 355 Mio. Euro durchgeführt worden. Die Finanzierung erfolgte zu 67 Prozent durch Private beziehungsweise durch das Land als Eigentümer der Thermen. Die EU beteilgte sich mit 14 Prozent, neun Prozent kamen vom Bund und zehn von der Landesregierung.

In der Tourismusbilanz würde das Burgenland bei den Nächtigungen ohne die Thermen eine Entwicklung verzeichnen, die im Österreich-Schnitt liegen würde, "vielleicht sogar etwas schlechter", so Fritz. Die Thermen hätten diese Bilanz seit Mitte der 1990er-Jahre jedoch wesentlich verbessert. Fast die Hälfte der im Vorjahr landesweit erfassten rund 2,9 Mio. Nächtigungen gingen bereits auf Thermenorte zurück. "Ohne Eingriffe der Öffentlichen Hand glaube ich nicht, dass sich private Investoren gefunden hätten, die das Risiko auf sich genommen hätten, wirklich hier in Thermenstandorte zu investieren", meinte Fritz.

Thermenbesucher sind zusätzliche Besucher

Den österreichweiten Gesamteffekt für die Bruttowertschöpfung durch Investitionen beim Bau von Thermen bezifferte der Wirtschaftsforscher mit rund 600 Mio. Euro. Außerdem seien ungefähr 11.000 Arbeitsplätze gesichert worden. Auf das Burgenland bezogen, liege die Wertschöpfung im Zuge der Investitionen bei rund 170 Mio. Euro. Etwa 3.600 Arbeitsplätze seien geschaffen beziehungsweise gesichert worden. Von den Thermeninvestitionen habe die Öffentliche Hand ordentlich profitiert: "Alleine die Steuerrückflüsse betragen 160 Mio. Euro."

Der Betrieb der Thermen bringe jährlich Erlöse im Ausmaß von etwa 130 Mio. Euro. Zudem fließen rund 40 Mio. Euro an Steuern und 46 Mio. Sozialversicherungsabgaben. Im Burgenland ergebe sich ein Bruttowertschöpfungseffekt von etwa 100 Mio. Euro, bei der Beschäftigung profitierten rund 2.400 Personen. Ein "Verlagerungseffekt" in die Richtung, dass beispielsweise statt am Neusiedler See in der Therme Urlaub gemacht werde, sei nicht zu beobachten. "Wir können wirklich davon ausgehen, dass diese gesamten Besucher in den Thermen eigentlich zusätzliche Besucher sind", so Fritz.

Marktsättigung wahrscheinlich erreicht

Mittlerweile sei das Angebot an Thermen in Österreich stärker gestiegen als die Nachfrage. "Man kann wahrscheinlich schon fast von einer Marktsättigung ausgehen." Wenn daher der Erfolg der burgenländischen Thermen sich in Zukunft fortsetzen solle, müsse weiter in die Thermenstandorte investiert werden. Notwendig sei ein differenziertes Angebot für den Gast: "Eine Therme darf einfach nicht wie die andere sein. Die Thermen müssen Charakter haben."

Noch nicht berücksichtigt seien in der Studie die St. Martins Therme und Lodge sowie die Erweiterung um die dritte Ausbaustufe in Bad Sauerbrunn. Landeshauptmann Hans Niessl (S) berichtete von Förderzusagen im Strategieforum des Landes zum Ausbau der St. Martins Lodge und der Therme Lutzmannsburg mit dem Schwerpunkt "Kinder- und Jugendtherme". "Jede Therme soll einen besonderen Schwerpunkt haben", so Niessl. Während etwa in die St. Martins Lodge sehr viele naturverbundene Menschen kämen, die Exkursionen in den Nationalpark Neusiedler See und das Weltkulturerbe machen, sei Lutzmannsburg "die Kinder- und Jugendtherme". In Zukunft werde man weiter in diese Richtung gehen. (APA)