Die Delle vom Vorjahr ist Vergangenheit - voestalpine liegt zum Halbjahr 2010/11 wieder in der Gewinnzone.

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Wien - Der börsenotierte Stahlkonzern voestalpine hat sich im ersten Halbjahr 2010/11 (per Ende September) aus der Krise wieder deutlich zurück in die Gewinnzone katapultiert. "wir hatten eine sehr starke Steigerung der Umsätze und der Ergebnisse im Vergleich zur Vorjahresperiode und sind praktisch in allen Geschäftsbereichen voll ausgelastet", sagte Unternehmenschef Wolfgang Eder heute, Donnerstag, bei der Präsentation der Bilanzzahlen. Beim Umsatz legte der Konzern um fast ein Viertel (24,2 Prozent) auf 5,19 Mrd. Euro zu - der Zuwachs war nur zu 10 Prozent preisgetrieben. Der operative Gewinn (EBIT) verzehnfachte sich fast von 42,7 auf 414,2 Mio. Euro. Der Gewinn je Aktie verbesserte sich von minus 0,35 auf plus 1,24 Euro.

Den Nettogewinn (vor nicht-beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen) drehte von minus 19,8 auf plus 249,7 Mio. Euro. Den Anteilseignern des Mutterunternehmens zuzurechnen sind davon 209,1 Mio. Euro (Vorjahresperiode: Verluste in Höhe von 58,8 Mio. Euro). "Das Ergebnis nach Steuern bewegt sich in einer Dimension, die deutlich macht, dass wir die Krise überwunden haben", so Eder.

Zwei Jahre Krise

In den zwei Jahren der Krise hat die voestalpine ihre Verschuldung stark verringert - die Nettofinanzverschuldung sank um gut ein Fünftel von 3,6 auf 2,87 Mrd. Euro, also von 90 auf 65,8 Prozent des Eigenkapitals. Das Eigenkapital erhöhte sich im ersten Halbjahr 2010/11 um 9,2 Prozent von 4,0 auf 4,37 Mrd. Euro. "Die Verschuldung des Konzerns ist kein sensibles Thema mehr - wir haben die 70 Prozent unterschritten", räumte Eder ein. Allein im zweiten Quartal habe die Voest durch die Zahlung der Dividende und den Rückfluss von Hybridkapital über 150 Mio. Euro an Sondereinflüssen gehabt.

Ebenfalls deutlich zurückgefahren wurden heuer in der Halbjahresperiode die Investitionen - um fast 39 Prozent auf 169,2 Mio. Euro. "Das Bremsen, das wir vor eineinhalb Jahren eingeleitet haben, wirkt sich erst jetzt aus - wir haben nur, was 'nice to have' war, zurückgestellt", betonte der voestalpine-Chef. In den vergangenen zehn Jahren investierte die Voest 4 Mrd. Euro. "Es passiert jetzt gar nichts, wenn wir drei Jahre bremsen, das heißt wir gehen nicht über die Abschreibungen", erklärte Eder. Zum Halbjahr reduzierten sich die Abschreibungen gegenüber der Vorjahresperiode von 324,0 auf 296,3 Mio. Euro. 

"Vor Rückschlägen nicht gefeit"

Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns und sind wieder im Normalbetrieb - allerdings im vorsichtigen Normalbetrieb. Noch sind wir vor Rückschlägen nicht gefeit", betonte voestalpine-Chef Wolfgang Eder. Den operativen Gewinn (EBIT) will der Konzern im Gesamtjahr 2010/11 eigenen Angaben zufolge auf über 700 Mio. Euro verdoppeln, nachdem er im Vorjahr um 64,4 Prozent auf 352 Mio. Euro schrumpfte. Beim Umsatz will die Voest die 10-Milliarden-Marke "wie vor der Krise" erreichen. 2009/10 gingen die Erlöse um 27,1 Prozent auf 8,55 Mrd. Euro zurück. "Wir sind konservativ in unseren Ansagen. Es gibt immer noch die Gefahr eines Rückschlags."

Die Erholung der EBIT-Marge von 1 auf 8 Prozent zum Halbjahr soll auch im nächsten Jahr so weitergehen. "Wir haben das siebente Quartal in Folge mit der höchsten EBIT-Marge unter allen Stahlunternehmen", freut sich Eder. Allerdings verwies er auch darauf, dass die voestalpine schon lange kein typischer Stahlunternehmer mehr sei. Während die Stahldivision 1999 noch 65 Prozent des Konzernumsatzes stellte, sind es heute nur noch 32 Prozent. "Mit unseren Hightech-Produkten sind wir weniger konjunktursensibel als die Hersteller von Massenstahlprodukten", so Eder. "Wir können uns aber auch nicht zur Gänze dem Umfeld entziehen."

Und die konjunkturelle Erholung muss sich seiner Meinung nach aber erst festigen. "Das Ganze ist noch nicht gegessen - es kann durchaus Rückschläge geben", meinte er und verwies etwa auf die exorbitanten Staatsverschuldungen. Den berühmten "Double-Dip", also das zweimalige Abstürzen der Wirtschaft nach einer kurzen, kräftigen Erholungsphase, werde es - zumindest in Europa - nicht geben. Die USA hingegen werde noch einige Zeit "labil bleiben". 70 Prozent der Umsätze macht die voestalpine derzeit noch in Europa. In den kommenden 5 Jahren werde dieser Anteil aber auf 60 Prozent sinken und jener der anderen Länder auf 40 Prozent steigen.

"Die Schwellenländer sind es, die das Wachstum treiben", so Eder. Die Industrieländer seien dafür die Technologietreiber. "Wir werden die Präsenz in den reifen Industriestaaten nicht verringern, dort passiert Innovation."

Leiharbeiter

 

Trotz Gewinnsprungs stellt die voestalpine vorerst weiterhin nur Leiharbeiter ein. Per Ende September 2010 verringerte sich die Stammbelegschaft um 57 auf 39.862 Mitarbeiter weltweit (ohne Lehrlinge). Parallel dazu wurde die Zahl der Leiharbeiter gegenüber dem Vorjahresstichtag um 1.116 Prozent auf 3.584 Personen massiv erhöht. Eine weitere Aufstockung des Personals erfolgt laut Konzernchef Wolfgang Eder "zumindest in nächster Zeit nur über Leiharbeiter". Festanstellungen gibt es frühestens übernächstes Jahr.

"Im Moment haben wir rund 10 Prozent Leiharbeiter im Konzern", sagte Eder heute, Donnerstag, vor Journalisten. Noch sei die Krise nicht endgültig ad acta gelegt. "Wenn die Entwicklung weiter so stabil positiv verläuft wie in den letzten zwölf Monaten, kann ich mir vorstellen, dass wir uns ab 2012 wieder erweitern", so Eder. (APA)