Tel Aviv - Ein israelischer Musikliebhaber hat die erste Wagner-Gesellschaft in Israel gegründet. Der Jerusalemer Rechtsanwalt Jonathan Livny bestätigte am Mittwoch, er habe den Verband zur Förderung von Wagner-Musik am 14. November registrieren lassen. Dabei habe es keinerlei bürokratische Schwierigkeiten gegeben.

"Ich will einen kulturellen Diskurs über das Aufführen von Wagner-Musik in Gang bringen", erklärte der 60-jährige Livny seine Motivation, die Gesellschaft zu gründen. Er wolle, dass Wagners Musik in Konzerten in Israel gespielt wird. "Ich bin es überdrüssig, zu Konzerten in der ganzen Welt zu reisen, um Wagner zu hören. Ich will, dass die Musik in Tel Aviv gespielt wird."

Wer Wagner nicht hören wolle, müsse es ja nicht tun, sagte Livny zu Sensibilitäten von Holocaust-Überlebenden in Israel. Er fordere nicht, dass dessen Werke in Abonnementkonzerten gespielt werden: "Sonst könnten Leute sagen, dass sie dazu gezwungen werden, die Musik zu hören."

Livny spricht sich für Sonderkonzerte mit Wagner-Musik aus. "Ein Opernhaus, das Wagner nicht spielt, kann keinen Respekt vor sich selbst haben." Der Anwalt ist der Sohn eines Holocaust-Überlebenden aus Deutschland. Sein Vater habe ihm dennoch die Liebe zu Wagners Musik vermittelt, sagt er. "Mein Vater hat immer gesagt: Wagner war ein widerlicher Mensch, aber er hat die beste Musik geschrieben."

Richard Wagner (1813-1883) ist wegen antisemitischer Positionen und seiner großen Beliebtheit während des NS-Regimes in Israel sehr umstritten. Ein 1938 ausgesprochener Boykott wurde zwar schon mehrmals gebrochen, seine Werke werden jedoch in regulären Konzerten so gut wie nicht gespielt. Im vergangenen Monat hatte das Israelische Kammerorchester für Aufregung gesorgt, als es für das kommende Jahr ein Konzert in Bayreuth mit Wagner-Musik ankündigte. Es wäre das erste Mal, dass ein israelisches Orchester in Bayreuth spielt. (APA)