Einigkeit am Podium: Gennaro Postiglione, Dolmetscherin, James Turrell, Alexandra Föderl-Schmid, Erwin Wurm, Valentin Wille, Peter Noever (von links nach rechts)

Foto: Robert Newald

Wien - Gemächlich ruckelt der Lastenlift in den achten Stock, zu Fuß durchs Stiegenhaus ist, ebenso wie Aussteigen zwischendurch, aus Sicherheitsgründen verboten.

Manchmal knallt ein Schuss durch die rohen, dicken Betonmauern des Flakturms: Shooting into the Corner, das Geschenk des indischen Künstlers Anish Kapoor ans Mak, ist in Betrieb. Genauer gesagt ist es eine Gabe für den Cat, den von Mak-Direktor Peter Noever geplanten Contemporary Art Tower im Gefechtsturm am Arenbergplatz. Und der wiederum ist an diesem Montagabend Schauplatz und Inhalt einer von Standard und Mak gemeinsam veranstalteten Podiumsdiskussion, zu der mehr als 200 Zuhörer gekommen waren.

"Soll Kunst in den Bunker?", fragte Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid, einhellige Antwort ihrer Gäste: unbedingt. Einigkeit herrschte auch darüber, dass ein historisch belastetes Mahnmal wie ein Flakturm nur durch künstlerische Interventionen neutralisiert - oder, wie der US-amerikanische Lichtkünstler James Turrell sagte, "in geradezu magischer Weise verändert werden kann". Turrell würde für das Dach des Cat einen seiner weltberühmten Sky-Spaces realisieren.

Im Cat sollen Kunstschaffende unabhängig vom Markt raumbezogen arbeiten können. Zehn Millionen, so Noever, würde die Adaptierung kosten, notwendig sei primär der Einbau einer Klimaanlage; die Räume sollten möglichst unverändert bleiben. "Es gibt so viele grauenhafte neue Museen von berühmten Architektinnen und Architekten - außen toll, aber innen nicht zu ertragen. Da sind Künstler nur mehr Lückenbüßer", beklagte Erwin Wurm. Die Frage nach Geld findet er "vulgär: Für den Koralmtunnel geben wir ein Vielfaches aus. Nur bei Kunst und Kultur spart der Staat."

Allein die Erforschung des kriegerischen Erbes war den Niederlanden 23 Millionen Euro wert, berichtete der italienische Architekturtheoretiker Gennaro Postiglione. Er untersuchte 12.000 Bunker entlang der Atlantikküste: "Überall wird die Nutzung diskutiert, von Wellnessoasen bis Shoppingmalls. Doch nur die Kunst kann, im Freud'schen Sinn, Traumata abarbeiten." In zehn Jahren, so der österreichische Architekturhistoriker Valentin Wille, könnte der Cat Wirklichkeit - und im Flakturm daneben das Haus der Geschichte eingezogen - sein. (Andrea Schurian/DER STANDARD, Printausgabe, 17. 11. 2010)