Hypo-Tirol baut um - zwei Vorstände müssen gehen.

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Innsbruck - Die landeseigene Hypo Tirol prolongiert ihre Krise. Der seit Jahresmitte amtierende neue Vorstandschef Markus Jochum hat weitere Leichen im Keller zutage gefördert. Zum zweiten Mal in Folge muss die Bank in der Jahresbilanz mehr als 70 Millionen schwere Wertberichtigungen verkraften. Sie will aus heutiger Sicht trotzdem auch heuer keine roten Zahlen schreiben. Die Dividende fürs Land Tirol sollte sich ausgehen, wurde am Dienstag versichert. Das kann das Institut u.a. über die Höhe der endgültigen Risikodotierungen zum Bilanzstichtag steuern. Ein Dividendenausfall würde die politische Debatte über die Bank nicht mehr abreißen lassen, heißt es in Finanzkreisen zur APA.

Die Hypo Tirol war in den vergangenen Jahren zu schnell gewachsen, in den letzten Wochen wurde sie von der Pleite des Tiroler Bauunternehmens Innerebener und Ausfällen in Italien erwischt. Nach dem unfreiwilligen Abgang des früheren Vorstandschefs Hannes Gruber war es für Beobachter nur eine Frage der Zeit, bis auch seine Vertrauten aus dem alten Vorstand den Hut werden nehmen müssen. Heute, Dienstag, wurde formal die "einvernehmliche" Trennung von den Vorständen Werner Pfeifer und Günter Unterleitner bekannt gegeben. Ob und wie stark hier auch Behördendruck mitwirkte, ist nicht bekannt.

Die Bank beschäftigte 2009 im Jahresschnitt 750 Mitarbeiter, jetzt müssen Jobs abgebaut werden. Wieviele, wurde heute noch nicht genannt. Es sollte aber mit normaler Fluktuation möglich sein, das hat der Eigentümer (das Land) ausdrücklich vorgegeben. Außerdem muss sich die Bank aus Deutschland zurück ziehen. "Eine logische Konsequenz nach der blutigen Nase, die sie sich dort geholt hat", heißt es. Eine kleine Bank wie die Hypo müsse nicht weiter in einem der umkämpftesten Märkte mithalten wollen. Wo noch überall die Bremse gezogen werden muss, wurde vorerst nicht mitgeteilt.

Knapp positiv

Die Hypo Tirol hat 2009 nach einer 72,5 Mio. Euro teuren Abschreibung noch knapp positiv bilanziert. Vor Steuern blieb damals ein minimaler Gewinn von 2 Mio. Euro über, nach Steuern immerhin noch 4,1 Millionen. Als die Bank heute, Dienstag, den Rausschmiss zweier weiterer Vorstände und neuerlich 70 Millionen Wertberichtigungen meldete, war wieder von rund 2 Millionen die Rede, die man 2010 positiv bilanzieren wollte. Details über die Darstellung dieser Bilanz wurden nicht genannt.

Im Bericht für das erste Halbjahr 2010 - also bevor die neuerlichen hohen Abschreibungen bekannt gegeben wurden - hatte die Hypo 7,4 Mio. Euro Nettogewinn ausgewiesen, halb so viel wie im ersten Halbjahr 2009. Mit 29 Mio. Euro waren bis Juni heuer die neu gebildeten Kreditrisikovorsorgen schon doppelt so hoch wie in den ersten sechs Monaten 2009. Damals hatte es auch erst im zweiten Halbjahr die Hiobsbotschaft noch teurerer Wertberichtigungen - u.a. in Bayern - gegeben.

Allein das Italien-Geschäft habe heuer bisher Kreditausfälle in Höhe von 24 Mio. Euro nach sich gezogen, sagte Vorstandschef Jochum. Der Rest der Wertberichtigungen verteile sich "quer über das Geschäftsfeld" und sei zum Großteil auf die rasante Expansionspolitik der Jahre 2004 bis 2008 zurückzuführen. Freilich schlage sich auch der Konkurs des Bauunternehmens Innerebner in der Bilanz nieder. In "normalen Jahren" sei ein derartiger Ausfall verkraftbar. In Zeiten der Krise tue es aber "weh", sagte Stauder.

Die neuen Vorstände sollen ausgeschrieben und bis Ende Mai 2011 bestellt werden. Bis dahin unterstützt Treasury-Leiter Hans-Peter Hörtnagl den Vorstandsvorsitzenden. Mit Pfeifer und Unterleitner, deren Vertrag bis Mitte 2012 gelaufen wäre, habe man eine "einvernehmliche Lösung" gefunden. Wieviel dieser "tragfähige Kompromiss" die Bank koste, wollte Aufsichtsratschef Wilfried Stauder nicht sagen: "Jeder verdient, dass das nicht öffentlich gemacht wird".

Nicht erfreulich

Für Eigentümervertreter Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ist das Ausmaß der Wertberichtigung naturgemäß "nicht erfreulich". Diese sei aber weitgehend auf die Expansionsphase in den Jahren vor 2008 zurückzuführen. Ein Strategiewechsel sei daher notwendig geworden. Einen Ausfall der Landesdividende fürchtet auch Platter nicht und der Verkauf der Landesbank sei definitiv ausgeschlossen: "Ich halte nichts davon, das Familiensilber unter dem Druck von Sparmaßnahmen zu verkaufen".

Der Obmann der stärksten Oppositionspartei im Tiroler Landtag, LAbg. Fritz Dinkhauser vom Bürgerforum forderte unterdessen Aufklärung nach der neuerlichen Wertberichtigung. Es sei zu einfach, die drei bisherigen Vorstände zu den alleinigen Sündenböcken zu machen. Dinkhauser verwies auf die Kontrolle durch den Aufsichtsrat und die Landesregierung als Eigentümer-Vertreter. In anderen Ländern würden Regierungen nach so einem Debakel zurücktreten, betonte Dinkhauser.

Die Tiroler Grünen hatten zuvor einen Neustart mit kleinerem Vorstand verlangt. Ein Zweiervorstand sei ausreichend, meinten Klubobmann LAbg. Georg Willi und LAbg. Gebi Mair am Dienstag in einer Aussendung. Ferner kritisierten die Grünen Bankenaufsicht und Bankenprüfer: Weder den Prüfern noch Vorstand wolle aufgefallen sein, dass sich weitere Millionenlöcher in der Landesbank befänden. Im Bankwesen werde offenbar weiter ohne Transparenz und Kontrolle gearbeitet, als habe es keine Krise gegeben. (APA)