Das Schauspiel der vergangenen Tage ist wahrlich verblüffend: Auf der einen Seite stehen die Euroländer, die Irland dazu drängen, ein Ansuchen um Finanzhilfe zu stellen. Auf der anderen Seite die irische Regierung, die sich gegen den Druck noch wehrt.

Die Skepsis in Dublin vor der Aufgabe seiner finanzpolitischen Unabhängigkeit ist nur verständlich. Es geht dabei gar nicht um die tiefe Abneigung gegen ausländische Bevormundung. Das Grundproblem: Den Rettern vom Festland geht es in erster Linie gar nicht um Irland. Wie schon bei Griechenland ist die irische Volkswirtschaft viel zu klein, um den Euroraum mit in die Tiefe zu ziehen. Aber wie die Griechen schulden Irland und seine Banken den Kreditinstituten im Euroraum und in Großbritannien viel Geld - allein deutschen Kreditinstituten 138 Milliarden Euro. Auch dürfte die Europäische Zentralbank befürchten, dass nach Irland auch Portugal ins Wanken geraten könnte, und, wer weiß, dann vielleicht sogar Spanien.

Weil es eben nicht primär um Irland geht, könnten die Auflagen des Internationalen Währungsfonds und der EU im Falle eines Notkredits für Irland sehr hart ausfallen. Zudem wird Dublin der Blick nach Griechenland abschrecken. Dort fuhrwerken EU und IWF seit dem Frühjahr munter herum. Hauptergebnis bisher: Zum großen Budgetloch sind ein veritabler Absturz der Wirtschaft und eine murrende, frustrierte Bevölkerung hinzugekommen. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2010)