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COPD kann durch Rauchen, Passivrauchen und andere Atemgiftstoffe ausgelöst werden.

Foto: AP/Schalk van Zuydam

Wien - Sie ist heute die vierthäufigste Todesursache, und die einzige der Top-Vier mit steigender Tendenz: die COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ist auf dem Vormarsch. Die jährliche Gesamtmortalität von COPD ist dreimal so hoch wie die von Diabetes. Darauf macht die Österreichische Lungenunion im Vorfeld des Welt-COPD-Tages am 17. November aufmerksam.

"Prinzipiell wäre COPD heute gut behandelbar. Und zwar umso besser, je früher die korrekte Diagnose gestellt wird. Mit der geeigneten Therapie könnten COPD-Patienten lange im Erwerbsleben bleiben, oft bis zum regulären Pensionsalter, und das bei guter Lebensqualität. Unbehandelt schreitet COPD in der Regel gnadenlos fort, bis hin zur permanenten Atemnot auch in Ruhe und zur Sauerstoffpflicht", so Otto Spranger, Sprecher der Österreichischen Lungenunion (ÖLU). Doch die Realität dieses "unbekannten stillen Killers" stehe in krassem Gegensatz zum öffentlichen Bewusstsein  und im Gegensatz zu einer Versorgungsrealität, die mit der COPD-Ausbreitung nicht schritthalte, sondern sogar immer weiter zurückgeschraubt werde, so die Kritik des Experten.

Überforderte Patienten

Beispielsweise werde die Spirometrie (Lungenfunktionstest) dem Hausarzt, der für die meisten Menschen der erste und wichtigste medizinische Ansprechpartner ist, von den Kassen nicht bezahlt. Auch in der "Vorsorgeuntersuchung neu" ist sie nicht enthalten. Bei Medikamenten sei eine starke Entwicklung in Richtung Generika festzustellen. Diese enthalten zwar den gleichen Wirkstoff wie die Originalpräparate, aus patentrechtlichen Gründen aber andere, viele Patienten überfordernde Inhalations-Systeme. Das verschlechtere die Compliance.

COPD kann durch das Rauchen, durch Passivrauchen und andere, auch berufsbedingte Atemgiftstoffe ausgelöst werden. Es kommt zu chronischem Husten mit Auswurf und eine Unterversorgung mit Sauerstoff, und einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. COPD-Patienten haben viele Ko-Morbiditäten und Risikofaktoren: 49 Proeznt haben eine Herzkrankheit, bis zu 42 Prozent Bluthochdruck, zehn Prozent Diabetes, bis zu 19 Prozent Osteoporose, bis zu 22 Prozent Depressionen.

Niedrige Compliance

Spätestens ab der Diagnose COPD sollte unbedingt das Rauchen eingestellt werden. Doch obwohl Nikotinsucht eine anerkannte Erkrankung nach IDC-10 ist, bezahlten die Krankenkassen die Entwöhnungstherapie nur in Ausnahmefällen, kritisiert die ÖLU in einer Aussendung. Ab Stadium II müssen COPD-Patienten regelmäßig Medikamente einnehmen, um Verschlechterungen vorzubeugen. Bewährt haben sich vor allem Substanzen aus der Asthma-Therapie. Die Therapietreue von COPD-Patienten lasse jedoch zu wünschen übrig. Unter anderem deshalb, weil die Vielzahl der Medikamente und die häufige und relativ komplizierte Anwendung vor allem der Inhalatoren viele Patienten überfordere.

Die pharmakologische Entwicklung geht daher in Richtung Einmal-Medikation pro Tag. Bei COPD gibt es hier zwei bedeutende Entwicklungen: Roflumilast ist ein neuer Einmal-täglich-Wirkstoff, der die Entzündungskomponente der COPD auf anderen Wegen bekämpft als Cortison. Indacaterol ist das erste lang wirkende Atemweg-erweiternde Medikament (Beta-Sympathomimetikum) mit 24-Stunden-Wirkung und hat einen schnellen Wirkeintritt von weniger als fünf Minuten. Die schnell einsetzende Erweiterung der Atemwege sorge dafür, dass COPD-Patienten, die häufig verzweifelt nach Luft ringen, wieder leichter und besser atmen können. 

Ungleichheit beim Medikamenten-Zugang 

Leider werden beide Präparate von den österreichischen Krankenkassen - im Gegensatz zu denen anderer europäischer Länder - derzeit nicht bezahlt", kritisierte Pulmologe Norbert Vetter. "Rehabilitation steht bei COPD fast nur Privat-Zahlern zur Verfügung. Eine gute medizinische Therapie vorausgesetzt, wirkt Rehabilitation bei COPD nachweislich besser und nachhaltiger als jede andere Einzeltherapie", so Hartmut Zwick, Leiter des Instituts für Pulmologische Diagnostik und Rehabilitation in Wien. Ein absurdes Finanzierungssystem verhindere jedoch, dass sie auch in Österreich all denen zur Verfügung steht, die sie brauchen würden. So entstehe eine Zwei-Klassen-Medizin, in der nur jene gut versorgt sind, die sich die angemessene Therapie privat finanzieren können. (red)