Samsung Galaxy Tab P1000

Foto: derStandard.at/Zsolt Wilhelm

Galaxy Tab vs. iPad: Samsungs Galaxy Tab misst in der Bilddiagonale nur 7 Zoll, eignet sich aber dennoch gut zum Lesen.

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Die Kamera schießt ansprechende Fotos, Videos lassen sich nicht in HD aufnehmen.

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Spiele laufen reibungslos.

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Zum Telefonieren und für Videokonferenzen eignet sich das Galaxy Tab auch, allerdings nur mit Headset und nicht wie hier abgebildet.

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Die Touchscreen-Tastatur spricht gut an und lässt sich im Hochformat zügig mit zwei Daumen bedienen.

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Die Werte überzeugen, das Format und das Design gefallen und das Software-Angebot auch: Eigentlich vereint Samsungs erster Tablet-PC mit Android 2.2 alles, was ein ernstzunehmender iPad-Rivale haben muss. Geht man allein nach der Fülle der angepriesenen Features, sollte sogar eine Thronablöse bevorstehen. Nun, nach gut einer Woche Testen steht folgendes fest: Das "Galaxy Tab" (P1000) ist für 700 Euro nicht das günstigste, aber derzeit das beste Android-Gerät in seiner Kategorie, doch an Apples iPad reicht es in Summe nicht heran. Weshalb das so ist und warum ein Update das ändern könnte, verrät Ihnen der WebStandard-Test.

(Video: Ein Blick auf alle wichtigen Funktionen der Samsung Galaxy Tab P1000)

Schick und üppig

Hardwareseitig lässt das Galaxy Tab kaum Wünsche offen. Das 7 Zoll-Display ist zwar kleiner, als jenes vom iPad oder anderen Konkurrenten, doch mit einer Auflösung von 1024 x 600 Bildpunkten lassen sich Texte und Webseiten angenehm lesen. Die Darstellungsqualität des LCD-Multitouchscreens ist gut, wenngleich ein Super-AMOLED-Screen wie beim "Galaxy S" noch mehr Freude bereiten würde. Bis dahin wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Kontraste, Farben, Helligkeit können über die Einstellungen justiert werden, auch eine automatische Helligkeitsanpassung ist auswählbar. Der 1 GHz-Prozessor bietet genug Rechenkraft für aktuelle Apps und Spiele und über WLAN (a,b,g,n) auch für Online-Dienste wie Facebook und der Webbrowser. Aber mehr dazu später. Dank UMTS-Unterstützung darf man von Haus aus Telefonieren und dank Frontkamera auch Videofonieren, SMSen ist ebenfalls kein Problem. Das ist sicherlich eine Funktion, die man nicht oft verwenden wird - dafür ist der Tablet zu groß. Doch beim gemütlichen Surfen oder Lesen, bietet sich das parallele Telefonieren per Headset schon an. Videokonferenzen könnten ein Feature sein, das die Unternehmenswelt begrüßt.

Das Sakkotaschen-freundliche Format und das akzeptable Gewicht von 385 Gramm machen das Gerät zum handlichen Begleiter. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig und das Design formschön. Die Kamera auf der Rückseite lässt sich über den Touchsreen bedienen und schießt Fotos in besserer Handycam-Qualität mit 3,2 Megapixeln. Videos lassen sich überraschender Weise nicht in HD, sondern nur in 720 x 480 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnen. Fotos, Musik und Videos finden auf dem 16 oder 32 GB fassenden internen Speicher Platz, per microSD-Karte kann das Volumen noch um bis zu 32 GB aufgestockt werden. Die eingebauten Lautsprecher könnten etwas feiner klingen, sind aber laut genug um mehr als ein Paar Ohren zu beschallen. Ein USB-Anschluss wäre willkommen gewesen (ein Adapter hilft aus), aber sonst ist von technischer Seite her wenig zu bemängeln. Die Akkulaufzeit beträgt je nach Einsatz und Einstellungen (Funk, Helligkeit, etc) bei soliden 5 bis 7 Stunden.

Android 2.2 und App-Vielfalt

Wer Android von Handys kennt, wird sich beim Galaxy Tab sofort zuhause fühlen. Aber auch Technologiescheuen dürfte der Einstieg nicht allzu schwer fallen. Auf dem Home-Screen können oft verwendete Programme und Wigdets (etwa für die Wetteranzeige oder Aktienkurse) abgelegt werden. Wer viel Platz braucht, kann gleich mehrere Seiten befüllen oder Ordner erstellen. Auf dem unten abschließenden Dock finden sich der Webbrowser, der Email-Client und der Programmordner (Menü). Über das Google-Widget kann man sogar per Sprachsteuerung das Internet durchsuchen, was auch tatsächlich recht gut funktioniert. Sehr praktisch: Fixe Touchtasten im unteren Rahmen (für Suche, Einstellungen, Zurück und Home-Screen) und eine ausziehbare Statusleiste, über die im Handumdrehen wichtige Funktionen wie GPS, WLAN oder UMTS aktiviert werden können. Zudem gibt sie Aufschluss über aktuelle Downloads und umfasst einen Helligkeitsregler. Zu guter Letzt erlaubt Android 2.2 die Verwendung mehrerer Programme gleichzeitig und Dokumente können über die Funkverbindung ausgedruckt werden.

Bei der Software setzt Samsung ganz auf das üppige Angebot an Android-Applikationen und stattet das Galaxy Tab mit zusätzlichen Hubs für Medien (Videos, Musik, eBooks) aus. Der Zugang zum Android Market steht frei, dort finden sich mittlerweile über 100.000 Apps. Allerdings ist zu beachten, dass die meisten aller Anwendungen für Handy-Displays ausgelegt wurden und bei der Anzeige über das Tablet-Display aufgeblasen werden. Wer mit Schaudern an verwaschene Grafiken beim iPad denkt, kann aber beruhigt werden: Die Skalierung erfolgt bis 7 Zoll deutlich unauffälliger.

Handhabung

Ein schnell ersichtlicher Vorteil der Mittelgröße ist die gute Handhabung. Mit 380 Gramm ist der Tablet-PC leicht genug, um als Lesegerät für eine Hand durchzugehen. Wenn man das iPad als digitales Magazin betrachtet, dann wäre das Galaxy Tab ein Taschenbuch.

Das 7-Zoll-Format kommt auch beim Schreiben gelegen. Aufrecht gehalten, können kurze Texte zügig mit zwei Daumen getippt werden. Nicht zuletzt kommt einem hier die Swipe-Unterstützung entgegen. Im Breitformat ist die virtuelle Tastatur zu klein für ein Zehnfingersystem. Der Touchscreen reagiert in der Regel schnell und präzise.

Alle wünschenswerten Funktionen

Die Funktionsvielfalt des Galaxy Tab lässt tatsächlich kaum wünsche offen. Besonders gefällt der Email-Client, der nicht nur sämtliche Standards unterstützt (mühelose Exchange-Einrichtung inklusive Kontakte und Kalender), sondern bei horizontaler Ausrichtung auch eine klassische Desktop-Ansicht wie bei Outlook anbietet. Die vorinstallierten Video- und Musik-Apps geben sich liberal bei der Format-Unterstützung, Filme bis 1080p sind abspielbar. Die Synchronisation der Mediendateien erfolgt bei Windows über Windows Media Player oder eine Samsung-Software. Alternativ kann wie bei Mac und Linux der Speicher auch ganz einfach manuell befüllt werden. Die jeweiligen Anwendugen erkennen selbstständig, was Video- oder Musik-Dateien sind. eBooks können über Drittherstellerprogramme wie Kindle erworben werden. Ansonsten kann jede Text-Datei auch über den PC aufgelanden werden.
Generell setzt Samsung wenige Grenzen bei der Anwendung des Gerätes. So werden auch Plug-ins wie Flash für Web-Videos zugelassen. Damit steckt in der Tat das gesamte Internet in der Tasche.

Großer Haken

Die Bedienung über den Touchscreen klappt zumeist reibungslos. Der große Haken ist die durchwachsene Performance. Mal läuft alles flüssig und dann wieder ruckelt es schon bei einfachen Anwendungen. Besonders ärgerlich ist das stockende Scrollen und Zoomen des Webbrowsers. Um Verzögerungen einzuschränken, sollte man Plug-ins wie Flash nur bei Bedarf aktivieren (dann ist es aber ein sehr praktisches Feature). Leider hadert jedoch nicht nur der Browser mit Geschwindigkeitsproblemen. So kommt es, dass etwa Bilder oder Videos in der Galerie mit Verspätung geladen werden. Der ansonsten sehr gut gelungene Email-Client stürzte dreimal während des Testens ab. Allerdings ließ sich das Problem jedes Mal mit einem einfachen Neustart des Programms beheben.

Woran es liegt, dass die Software nicht rund läuft, ist fraglich. Einerseits müsste die Hardware mit Gigahertz-Prozessor und 512 MB Arbeitsspeicher stark genug sein. Zumal bei aktuellen Android 2.2-Smartphones die Performance passt. Google selbst betonte bereits im Vorfeld, dass Android 2.2 allerdings nicht für Tablets ausgelegt sei, hier solle man auf die kommende Ausgabe 2.3 "Gingerbread" warten. Bleibt zu hoffen, dass Samsung ein entsprechendes Update möglichst rasch anbieten wird.

Fazit und Preisfrage

Das Galaxy Tab hat eine überzeugende Hardware, und bietet fast alles, was man sich von einem portablen Alleskönner erwarten würde. Viele der Eigenschaften (insbesondere Kameras, Flash und microSD-Slot) würden auch einem iPad sehr gut stehen. Wenngleich Steve Jobs nichts von 7-Zoll-Tablets hält, das Format ist handlich und eine überaus willkommene Alternative zu den 10-Zoll-Geräten. Weniger willkommen ist der recht hohe Anschaffungspreis von 700 Euro nach UVP. Das ist zu viel für ein Drittgerät, das wie jeder Tablet kein Laptop-Ersatz ist.
Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung kann allerdings auch nicht für gut betuchte Konsumenten ausgestellt werden. Denn im Gegensatz zum iPad hat das Galaxy Tab teils mit großen Performance-Problemen zu kämpfen. Android 2.2 bietet zwar ein reichhaltiges Software-Portfolio, das qualitativ auf Augenhöhe mit dem AppStore-Angebot ist, doch im Alltag laufen die Apps schlicht zu oft nicht rund. Vor allem grundlegende Dienste wie der Webbrowser dürfen gerade bei einem intuitiv bedienbaren Tablet nicht ins Stocken geraten. Bleibt zu hoffen, dass ein Update auf "Gingerbread" diese Mängel aus der Welt schafft, denn ohne Schluckauf wäre das Galaxy Tab eine lautstarke Kampfansage an das iPad. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 14.11.2010)

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