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Elisabeth Leopold vor Schieles "Prozession".

Foto: Reuters/LISI NIESNER

Am Abend des 9. November war an der Freyung Ausdauer gefragt. Der Prozession, einem der seltenen Ölbilder Egon Schieles, hatten die Kinsky-Experten die Rolle des Schlusslichts in der 81. Kunstauktion zugedacht. Sitzplätze waren rar und Personen mit Bieternummern vorbehalten. Der Rest raufte mit Kamerateams um die Stehplätze. Nasen wurden gepudert, Prognosen dokumentiert und Kaufabsichten entlockt, die später zu Kurzbeiträgen montiert oder eh den Cuttern zum Opfer fielen.

Wenige Minuten vor der Auktion betrat Elisabeth Leopold den Saal. Ein seltener Gast. Erste Reihe fußfrei nahm sie Platz, linkerhand Carl Aigner (Vorstandsmitglied der Leopold-Stiftung), rechterhand Peter Weinhäupl (kaufmännischer Direktor des Leopold Museums). Drei Arbeiten aus der Sammlung des im Juni verstorbenen Rudolf Leopold sollten hier den Besitzer wechseln. "Ob Geld da war oder nicht, mein Mann hat ja immer gekauft", argumentiert die Witwe. Nachsatz: "Man muss ja kaufen, wenn das Bild da ist!" Sprach's, und gönnte sich Carry Hausers Porträt des österreichischen Schriftstellers Franz Theodor Csokor (netto 50.000 Euro).

Bei Olga Wisinger-Florians Sommerabend blieb sie unerbittlich. 380.000 Euro entsprachen nicht ihrem Limit (Taxe 250.000-500.000). "Der Herr Siems (Restaurator, Anm.) hat gesagt, es ist ein absolutes Meisterwerk", begründet Elisabeth Leopold. Freies Geleit bekam Gustav Klimts Gorgonen-Studie zum Beethovenfries (100.000) und Schieles Akt mit Strümpfen. 260.000 Euro hatte Rudolf Leopold im Juni 2009 dafür bewilligt, aber offenbar nicht bezahlt. Eine Wiener Privatsammlung setzte sich jetzt gegen den Handel und einen japanischen Saalbieter bei 350.000 Euro durch. Ein spannendes Scharmützel zwischendurch: Das Elfenbeinpferd (siehe der Standard, 6. 11., "Aus der Zucht eines Meisters") motivierte mehrere Bieter. Beharrlich führte Achim Neuse, Kunsthändler aus Bremen, das exquisite Kunstkammer-Ross für 245.000 Euro von der Koppel.

Und dann kam Schiele. Bei zwei Millionen Euro eröffnete Otto-Hans Ressler die Gebote für die Prozession. Gezählte fünf Interessenten lieferten sich ein überschaubares Scharmützel, kaum hatte es angefangen war es nach zwei Minuten auch schon vorbei. 3,5 Millionen Euro (Kaufpreis 4,43 Mio.) bewilligte Paul Asenbaum im Auftrag einer österreichischen Sammlung. Die Kinsky-Bilanz nach zwei Stunden: 10,43 Millionen Euro sind fix, unter Vorbehalt erteilte Zuschläge zum Gegenwert von 1,83 Millionen werden noch nachverhandelt. (kron, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 13./14. November 2010)