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Man darf das Kopftuch nicht verbieten. Aber man darf es auch in etlichen Fällen als Zeichen einer antimodernen Haltung interpretieren

Foto: REUTERS/HEINZ-PETER BADER

Der türkische Botschafter hat recht. Österreich behandelt Integration als Polizeiangelegenheit. Migranten werden befektert. Aber sein Interview schlägt auch einen anderen Ton an und bringt andere Wahrheiten vor: "Das ist eine andere Kultur, ein anderes Parfum, eine andere Folklore. Ihr müsst damit leben." Richtig - wenn es um wirkliche Folklore geht, um die Art des Festefeierns und so.

Wenn es zur "Folklore" gehört, die Frauen zu Hause zu verstecken, die Mädchen mit 15 zwangszuverheiraten oder den Burschen beizubringen, dass türkischer Nationalismus und Machismus das Größte ist - dann kann/darf man nicht damit leben. Man darf das Kopftuch nicht verbieten. Aber man darf es auch in etlichen Fällen als Zeichen einer antimodernen Haltung interpretieren.

Der Botschafter sagte auch: "Ihr müsst mit ihnen reden. Die Türken sind glücklich, sie wollen nichts von euch. Sie wollen nur nicht wie ein Virus behandelt werden." Stimmt. Aber das "Sie wollen nichts von euch" ist oft leider nur zu wahr. Viele Nichtstaatsbürger, aber auch manche Staatsbürger wollen von der westlichen Gesellschaft buchstäblich nichts wissen. Und das kann nicht gut gehen.

Der Botschafter war sehr deutlich. Aber er sagte nicht, was am Ende stehen soll: (weiter) nebeneinander herleben geht nicht. Am Ende muss ein Anpassungsprozess stehen, von beiden Seiten. Wer dabei welchen Anteil zu leisten hat, darüber muss man streiten. (rau, DER STANDARD-Printausgabe, 11.11.2010)