Die Radikale Partei, die sich in Italien für die Legalisierung der Euthanasie einsetzt, will im italienischen Fernsehen eine TV-Werbung für die begleitete Selbsttötung senden. Die Werbung, die in den vergangenen Wochen in Australien auf Zensur gestoßen war, soll von einem lombardischen TV-Sender "Telelombardia" gesendet werden. Der Spot wurde für den Verband "Exit International" gedreht, der sich für die Sterbehilfe einsetzt.

"Telelombardia" muss noch die Genehmigung der Kommunikationsbehörde für die Sendung der Werbung erhalten, die bereits im Internet auf der Webseite des Pro-Euthanasie-Verbands "Luca Coscioni" zu sehen ist. Der Verband hat mit der Radikalen Partei eine Geldsammlung gestartet, um die Sendung der Werbung im Fernsehen zu finanzieren.

In der Werbung ist ein schwer kranker Mann zu sehen, der sein qualvolles Leben beschreibt. Er wolle auf würdevolle Weise sterben, um seinen Schmerzen ein Ende zu setzen und seiner Familie das schwierige Leben an seiner Seite zu ersparen.

Die Kirche und Anti-Sterbehilfe-Organisationen kritisierten den Spot scharf. "Damit wird nicht mehr das Solidaritätsgefühl der Menschen, sondern nur noch Hoffnungslosigkeit geweckt", schrieb die katholische Tageszeitung "L'Avvenire", Sprachrohr der italienischen Bischofskonferenz.

Das Blatt appellierte die Medienwächter, die Sendung des Spots zu verbieten. Er ermutige verzweifelte Menschen, diesen aussichtslosen Weg zu gehen. Suizid sei ansteckend, Berichte darüber würden wieder neue Suizide auslösen, schrieb das Blatt.

Die Vize-Gesundheitsministerin Eugenia Roccella sprach sich gegen eine gesetzliche Regelung für begleiteten Selbstmord in Italien aus. "Wir müssen sicherstellen, dass sich in unserem Land kein kranker oder älterer Mensch unter Druck gesetzt fühlt, in einen solchen Tod einzuwilligen", sagte Roccella. Die Medien rief sie auf, das Thema sensibel und ohne Sensationsgier zu behandeln.

Kritik kam auch vom Präsidenten der europäischen Gesellschaft für Palliativbehandlungen Augusto Caraceni. "Die Werbung ist irreführend. Sie öffnet den Weg zu Instrumentalisierung und Chaos", betonte Caraceni. (APA)