Das Geschäft mit den schmuddeligen Call-in-Shows im Fernsehen  hat der Telekom Austria kein Glück gebracht. Nun steigt sie wieder aus.

 

 

Die Telekom Austria ist über ihre Wiener Tochter Mass Response auch im Geschäft mit umstrittenen Call-in-Gewinnspielen aktiv. Das Ende vom Lied: ein Verlust von mehreren Millionen Euro, schlechtes Image – und Ausstieg.

Wien – Viel gewonnen hat die A1 Telekom Austria (TA) mit ihrem Kurz-Engagement im Geschäft mit dem Call-in-TV nicht: Unter Österreich-Chef Rudolf Fischer hat die Telekom im Herbst 2007 die Wiener Mass Response Service GmbH gekauft, nun steigt sie wieder aus, wie zu hören ist.

Mass Response hat im Vorjahr einen Verlust von jenseits der drei Millionen Euro eingefahren, "die Umsatzerwartungen aus dem Call-in-Geschäft, die der Grund für unser Engagement waren" (eine TA-Sprecherin) haben sich offenbar nicht erfüllt. 2008 fiel der Umsatz von 41 auf 26 Mio. Euro, soll aber 2009 wieder auf 56 Mio. gestiegen sein. Die TA hat ihrer Tochter zudem mit einem Darlehen von vier Mio. Euro unter die Arme gegriffen.

Das von Herbert Dvoracek geführte Unternehmen macht Geschäfte mit Sprachdialogsystemen und entwickelt und produziert Call-in-Fernsehshows; zum Beispiel für ATV. Solche Shows (meist nächtens) sind Gewinnspiele, bei denen die Moderatorin (meist leicht geschürzte, adrette junge Frauen) die Zuschauer lauthals zum – kostenpflichtigen – Anrufen bringen sollen. Laut Konsumentenschützern ist die Gewinnchance minimal; wahre Gewinner seien Sender, Mehrwertdienstleister und Show-Produzenten. In der Schweiz sind die Shows nur erlaubt, wenn den Zuschauern auch kostenlose Mitspielmöglichkeiten angeboten werden.

Die Folgen der öffentlichen Einordnung als "Abzockshows" lesen sich im Mass-Response-Lagebericht 2008 so: Es "besteht das Risiko, dass negative Medienberichte das Image eines Senders derart schädigen, dass dieser gezwungen wird, die Call-in-Shows abzusetzen. Weiteres Risiko besteht in ... Bußgeldern der Landesmedienanstalten in Deutschland" .

Schlechtes Image und Umorientierung der Mass Response "in Richtung Russland, Ukraine, Kanada und einige Balkanstaaten" (Lagebericht) haben TA-intern für herbe Kritik gesorgt. Mass-Response-Kochef Andreas Krenn nahm im Jänner seinen Hut, nun führt Dvoracek die Geschäfte mit Marlis Wallek. Und die TA wird die Gesellschaft verkaufen, was sie aber nicht kommentiert. Das Call-in-Geschäft habe man inzwischen weitergegeben, erklärte Dvoracek zum Standard, man konzentriere sich auf die Entwicklung vonSoftware für Callcenter.

Fußball & Alijew verbinden

Dvoracek ist übrigens Präsident des Fußballclubs First Vienna FC 1894 – "das Logo Mass Response prangt groß auf Hosen und Banden" , ist auf der Vienna-Homepage nachzulesen. Ihr Ehrenpräsident ist Adolf Wala (Exchef der Nationalbank, Chef der Banken-ÖIAG Fimbag und Immo-Experte), Vizepräsident ist Christian Bodizs; beide sind rund ums Mediaquarter St. Marx aktiv und hatten Geschäftskontakte zum kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Alijew. In St. Marx schließt sich der Kreis zur Telekom Austria: Sie ist mit 25 Prozent an der Marx Media Vienna GmbH beteiligt, die TV-Formate wie "Willkommen Österreich" produziert und von Bodizs geführt wird. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.11.2010)