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Egon Schieles Gemälde "Prozession" von 1911.

Foto: APA/Im Kinsky Kunst Auktionen GmbH

Wien  - Klar daneben ist auch vorbei: Egon Schieles "Prozession" hat am Dienstagabend bei der Versteigerung des Wiener Auktionshauses "Im Kinsky" mit einem Preis von 4,437.400 Euro den Rekord verfehlt. "Der Mensch, der sich zwischen Tugenden und Lastern entscheiden muss" von Frans Francken II. bleibt somit das teuerste je in Österreich versteigerte Bild. Dieses hatte im April im Dorotheum mit 7,022.300 Euro einen neuen Rekord aufgestellt.

Der Schätzpreis für Schieles "Prozession" aus dem Jahr 1911 hatte bei 3,5 bis 7 Millionen Euro gelegen. Das gut einen Meter hohe, quadratische Gemälde stammt aus dem Besitz eines amerikanischen Sammlers und war deshalb nicht mit einer Ausfuhrsperre durch das Denkmalamt belegt.

Auch wenn Schieles "Prozession" nicht den Allzeitrekord als teuerstes je in Österreich versteigerte Gemälde knacken konnte, so erreichte das Werk doch den höchsten Preis, den je ein österreichischer Künstler auf heimischen Boden erzielt hat. Und der anonyme Käufer sei ein österreichischer Sammler, versicherte am Abend Kinsky-Geschäftsführer Otto Hans Ressler im APA-Gespräch. Mithin verbleibe das Bild, das aus amerikanischem Besitz stammte, in Österreich.

Deshalb bestehe auch die große Chance, dass das gut einen Meter hohe, quadratische Gemälde bei der großen Schiele-Ausstellung im Leopold-Museum 2011 zu sehen sein wird. Darüber freute sich die Witwe des Kunstsammlers Rudolf Leopold, Elisabeth, gegenüber der APA. Schließlich habe die 1911 vermutlich in Krumau entstandene "Prozession" einen besonderen Stellenwert im Oeuvre von Schiele, zumal viele der Werke aus dieser Zeit heute verschollen seien. Das Gemälde zeigt drei Frauen verschiedener Lebensstadien - vom Mädchen mit grellrotem Lippenstift bis hin zur in sich versunkenen Greisin.

Das Bild ist das dritte Ölgemälde von Schiele, das in den vergangenen Jahren im Auktionshaus "Im Kinsky" versteigert wurde - allerdings bei weitem dasjenige, mit dem höchsten Preis. Bereits 1998 kam Schieles "Mädchen" von 1917 für die damalige Rekordsumme von 3,56 Mio. Euro unter den Hammer. 2005 war es dann das "Stadtbild von Krumau" aus dem Jahr 1912, das für 1,233 Mio. Euro den Besitzer wechselte.

Neben Schieles Ölgemälde standen am Dienstagabend rund 80 weitere Werke zum Verkauf - ein wahres Kompendium österreichischen Kunstschaffens. So waren mit den Zeichnungen "Akt mit Strümpfen" und "Schieles Schwester Gerti mit ihrem Sohn Anton" zwei weitere Schiele-Werke im Angebot, die für 350.000 Euro bzw. 400.000 Euro ersteigert wurden - jeweils noch ohne Steuern und Zuschläge.

Daneben konnten unter anderem zwei Gemälde von Ferdinand Georg Waldmüller, Bilder von Maria Lassnig, Arnulf Rainer und Otto Mühl oder Friedensreich Hundertwasser und Hermann Nitsch ersteigert werden. Fritz Wotruba war mit einer Bronzeskulptur vertreten. Die Wiener Werkstätte mit Gebrauchsgegenständen von Josef Hoffmann und Adolf Loos.

Dass dabei ein Schätzpreis nicht immer viel über ein Endergebnis aussagen muss, zeigte sich am 20 Zentimeter hohen "Elfenbeinpferd" aus dem Umkreis von Matthias Steinl. Das Rösslein aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatte einen Schätzwert von 15.000 bis 30.000 Euro - und wechselte schließlich für 245.000 Euro den Besitzer. Insgesamt wurden am Dienstagabend Kunstwerke im Gesamtwert von 12,274.000 Mio. Euro an neue Käufer gebracht. (APA)