Eher Ärzte in kleinen Praxen neigen dazu, Präsente anzunehmen

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New York/Boston - Die große Mehrheit der Ärzte in den USA nimmt immer noch Geschenke von der Pharmaindustrie an, ihr Anteil ist aber gesunken. Das geht aus einer am Montag in der Fachzeitschrift "Archives of Internal Medicine" veröffentlichten Studie hervor. Demnach hatten 84 Prozent der Mediziner im vergangenen Jahr irgendeine Art von Beziehung zur Pharma- und Medizintechnikindustrie, die von Arzneiproben (64 Prozent) über Lebensmittelpräsente (71 Prozent) bis hin zur Bezahlung von Fortbildungsreisen (18 Prozent) sowie Berater- und Vortragshonoraren (14 Prozent) reichte.

Das sei in allen Bereichen allerdings merklich weniger als noch 2004, als 94 Prozent der Mediziner solche Kontakte hatten, wie die Finanzagentur Bloomberg berichtete. Damals hatten in den USA sowohl Mediziner als auch Politiker mit Bemühungen begonnen, den Einfluss der Pharmaindustrie auf die Ärzte zu begrenzen. Den Angaben zufolge waren die Werte vor allem bei Reisekostenerstattungen und der Teilnahme an sogenannten Speaker Bureaus, in denen Mediziner anderen Ärzten Produkte vorstellen, 2009 nur noch halb so hoch wie 2004, als die erste Studie durchgeführt wurde.

Kardiologen Vorreiter

Für die Studie wurden 1.891 Mediziner aus verschiedenen Zweigen befragt. Kardiologen zeigten mit 92 Prozent die größte Bereitschaft zur Annahme von Geschenken, heißt es in der Untersuchung. Generell neigten eher Ärzte in kleinen Praxen als in großen Institutionen dazu, Präsente anzunehmen. Vor allem der Umfang, in dem Lebensmittel akzeptiert würden, sei "absolut peinlich", zitierte die Agentur Bloomberg Eric Campbell, einen der Mitarbeiter der Studie vom Mongan Institute for Health Policy. Dies schlage sich in höheren Arzneimittelkosten nieder. Es habe sich insgesamt gezeigt, dass Ärzte mit Beziehungen zur Pharmaindustrie eher Markenpharmazeutika verschrieben als Ärzte, die der Industrie nicht verbunden seien. (APA)