Tin Hat präsentieren in ihrem neuen Programm Vertonungen von Texten E. E. Cummings'.

Foto: Sargfabrik

Wien - Da soll noch einer sagen, Musiker sind richtige Sportmuffel: Das Ensemble Tin Hat führt schon lange eine Komposition namens Anna Kournikova im Programm, gleichsam ein klingendes, natürlich total ernst gemeintes Porträt des ehemaligen russischen Tennismodels.

Im Zuge der letzten CD Foreign Legion (aus dem Jahre 2009) gesellte sich außerdem die Pièce Ana Ivanovic hinzu, eine gewitzte Miniatur für die serbische Kollegin, die im Jahre 2008 immerhin drei Monate lang die Nummer eins der Damentenniswelt sein durfte.

Ja, die Musiker und Musikerinnen der Formation Tin Hat sind tatsächlich voll der vielfältigen Interessen - dabei kreisen diese vor allem natürlich um Klänge aller möglichen Richtungen. Das Kategorisieren fällt somit aber schwer.

Definitionsversuche für das akustische Tun und Treiben der kalifornischen Stilwilderertruppe hat es schon viele gegeben, sie alle fielen jedoch unbefriedigend aus, oder sie endeten in skurrilen Wortwürsten à la Folk-Jazz-Bluesgrass-Kammer-Tango.

Gegründet wurde das vielschichtige Ensemble Ende der 1990er-Jahre als Tin Hat Trio von Violinistin Carla Kihlstedt, Gitarrist Mark Orton und Pianist Rob Burger. Nach dem Ausscheiden Burgers im Jahre 2004 verkürzte man den Bandnamen, und die Besetzung wurde fortan flexibler gehandhabt.

Wobei auch schon Gäste wie US-Sänger, Songwriter Mike Patton oder der grummelnde Tom Waits auf den Tin-Hat-Alben ihre (Gesangs-)Spuren hinterlassen haben. Die aktuelle Europatournee absolviert Tin Hat denn auch in neuer Besetzung - zu Kihlstedt, Orton und Klarinettist Ben Goldberg tritt erstmals Akkordeonist und Pianist Bob Reich.

Neues Programm

Und: Auch das dargebotene lässt sich als neues Programm bezeichnen - es handelt sich um Vertonungen von Texten des amerikanischen Dichters E. E. Cummings, den auch schon Klassiker wie Pierre Boulez und Aribert Reimann musikalisch gewürdigt haben.

Übrigens: Carla Kihlstedt, der Shootingstar der New Yorker Improvisationsszene, übernimmt den Gesangspart. Also Ohren weit auf! (Andreas Felber/DER STANDARD, Printausgabe, 10. 11. 2010)