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In Seoul laufen sich Globalisierungskritiker schon einmal für das G-20-Treffen warm. Auseinandersetzungen mit der Polizei stehen an der Tagesordnung.

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Der zuletzt ausgebrochene Währungskrieg lässt Weltbankchef Robert Zoellick ein neues Währungssystem mit modifiziertem Goldstandard fordern. Es sollte Dollar, Euro, Yen, Pfund und Yuan umfassen, schreibt Zoellick in einem Gastbeitrag für die Financial Times . Der Goldpreis sollte als Referenzwert für Inflation oder Deflation dienen.

Kurz vor dem G-20-Gipfel in Seoul verteidigte US-Präsident Barack Obama in Indien die jüngsten Entscheidungen der Fed, Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker kritisierte, diese seien mit dem G-20-Kurs nicht kompatibel.

Neu Delhi / Brüssel – Die Schlagzeilen vom Währungskrieg und der Manipulationen am Devisenmarkt reißen nicht ab. Kurz vor dem Gipfel 20 führender Industrie- und Schwellenländer (G-20) sah sich auch US-Präsident Barack Obama genötigt, die Politik der Notenbank zu verteidigen: "Es ist das Mandat der Fed und auch mein Mandat, unsere Wirtschaft in Schwung zu bringen", sagte Obama in Neu Delhi. "Und das ist nicht nur gut für die Vereinigten Staaten, sondern auch für die gesamte Welt." In Europa und China stößt die US-Wirtschaftspolitik dagegen auf wenig Gegenliebe.

"Ich glaube nicht, dass das eine gute Entscheidung war", sagte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker zu der Ankündigung der Fed, die Notenpresse anzuwerfen und mit dem Kauf von Staatsanleihen im Wert von 600 Mrd. Dollar frisches Geld in die Wirtschaft zu pumpen. "Da werden Schulden mit noch mehr Schulden bekämpft", sagte Juncker. Die Entscheidung der Fed stehe nicht in Einklang mit dem G-20-Kurs.

Auch China bleibt bei seiner Kritik. Vize-Finanzminister Zhu Guangyao befürchtet, dass die Geldschwemme der Fed spekulatives Kapital in die Schwellenländer leiten und dort zu Spekulationsblasen führen könnte. Russland macht sich dafür stark, vor einer derart starken Lockerung der Geldpolitik die 20 wichtigsten Schwellen- und Industrieländer zu Rate zu ziehen.

Weltbank-Chef Robert Zoellick forderte die Staats- und Regierungschefs in einem Gastbeitrag für die Financial Times auf, in Währungsfragen enger zusammenzuarbeiten. Dabei schlug er ein neues Währungssystem mit einem modifizierten Goldstandard vor. Ein derartiges System umfasse wohl den Dollar, den Euro, den Yen, das Pfund und einen stärker internationalisierten Yuan. Der Goldpreis solle dabei als Referenzwert der Markterwartungen für Inflation, Deflation und künftige Währungsbewertungen installiert werden.

China und Deutschland bezeichneten das Vorgehen der Fed als eine Art indirekter Wechselkursmanipulation. Das könne einen Währungskrieg und sogar einen weltweiten Konjunkturschock auslösen, berichtete eine führende chinesische Tageszeitung. Fed-Banker Kevin Warsh schrieb im Wall Street Journal, eine anhaltende Dollarschwäche und ein Anstieg der Rohstoffpreise könnten der US-Notenbank Grund geben, ihre Geldpolitik zu überdenken. Das Ankaufprogramm werde regelmäßig überprüft und sei begrenzt.

Euro im Sinkflug

In den letzten Tagen ist freilich wieder der Euro in den Fokus gerückt, der seine Talfahrt auch am Montag fortsetzte. Die vom irischen Defizit ausgehenden Sorgen haben die Gemeinschaftswährung auf 1,39 Dollar gedrückt. Parallel dazu steigen die Kosten der Kreditaufnahme Dublins laufend und treiben auch die Renditen portugiesischer und spanischer Staatsanleihen nach oben. Der irische Regierungschef Brian Cowen hat zwar angekündigt, 2011 sechs Milliarden Euro einsparen zu wollen, allerdings stehen Details des Kurses aus. Zudem wird an der Stabilität der Regierung gezweifelt.

In Griechenland hat sich der Ausgang der Kommunalwahlen hingegen positiv auf die Renditen ausgewirkt. (red, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.11.2010)