Skulptur von Heimo Zobernig am Käferberg

Foto: Bründlmayer

Es muss vollkommen trocken sein, um das letzte und vielleicht beste Fass mit Riesling Heiligenstein und Grüner Veltliner Käferberg zu füllen. Vergangene Woche wurden Grüner Veltliner vom Loiser Berg eingebracht, möglicherweise die beste Qualität, die wir je hatten in diesem Weingarten.

Kerne und Stiele sind jetzt nicht mehr grün, sondern kaffeebraun, die Trauben wirken etwas schlaff, schmecken aber ausgezeichnet. Paradoxe Situation: es könnte durchaus sein, dass der Jahrgang 2010 kurzfristig in Verruf gerät, wenn dünne und übermäßig säuerliche Weine auf den Markt kommen. 10 Jahre später wird man sich aber ziemlich wahrscheinlich an die besten Flaschen des Jahrgangs erinnern, der uns noch viel Freude bereiten wird. Die betonte Säure des Jahrgangs benötigt eine besonders lange Ausreifung im Fass und auf der Flasche, damit sie harmonisch eingebunden werden kann.

Bei uns wird der erste Wein, den wir im Dezember füllen werden, der Grüne Veltliner L+T (leicht & trocken) sein. Um auch den ganz leichten Weinen die Aggressivität zu nehmen und eine gewisse geschmackliche Fülle zu verleihen, hilft der teilweise biologische Säureabbau.

Geringer Saftanteil

Die Menge ist heuer wirklich signifikant kleiner als erwartet, nicht zuletzt wegen der dicken Schalen und des geringen Saftanteils. Bei vielen Pressen konnte pro kg Weintrauben nur ½ Liter Traubensaft gewonnen werden, was viel weniger ist, als die bei uns üblichen 0,6 bis 0,7 Liter Saft pro kg Weintrauben. Wenig Geschäft machen heuer die Fassbinder. Der Jahrgang neigt eher zu Leichtigkeit und Frucht, wenig Weine gibt es, die für den sogenannten Barrique-Ausbau geeignet sind.

Der Jahrgang hat gezeigt, wie sehr die Winzer von der Witterung abhängig sind, sorgfältige Arbeit im Weingarten und händische Selektion der Trauben machen sich heuer ganz besonders bezahlt. Falls wir Glück haben und einige trockene Tage diese Woche die Ernte erlauben, bringen wir nächste Woche eine abschließende Zusammenfassung über den Jahrgang 2010 in Langenlois. (Willi Bründlmayer, derStandard.at, 9.11.2010)