Offenes Kinect: Treiber soll Zweckentfremdung ermöglichen

Foto: adafruit.com

Kaum ist Microsofts Xbox-Steuerung Kinect in den USA gestartet, hat das Unternehmen Adadfruit ein Kopfgeld für das Knacken der Hardware ausgesetzt. Für den ersten quelloffene Treiber, der das USB-Gerät mit normalen Computern nutzbar macht, gibt es 2.000 Dollar. Denn Kinect-Features wie die Tiefenkamera sind beispielsweise für Projekte im Bereicht Robotik attraktiv.

"Was alternative Einsatzmöglichkeiten der Technologie betrifft, ist Kinect in der Tat sehr interessant", bestätigt Xbox-Manager Thomas Kritsch. Vom Adafruit-Vorstoß hält das Unternehmen aber nichts. Freilich wäre Kinect nicht die erste Konsolen-Steuerung, die kreativ zweckentfremdet wird. Der Controller zu Nintendos Wii war immer wieder Basis für Forschungsarbeiten.

Attraktives Paket

Das Interesse von Adafruit liegt darin begründet, dass Kinect ein attraktives Hardwarepaket kompakt und günstig vereint. Der Sensor umfasst eine normale Webcam, einen speziellen Tiefensensor sowie eine Anordnung von Mikrofonen und zugehörige Firmware. Doch während der Prototyp dieses Systems als Project Natal 30.000 Dollar gekostet haben soll, wird Kinect bei uns um 150 Euro in den Handel kommen. Diese vergleichsweise geringen Kosten machen den Sensor auch über die Konsole hinaus interessant.

Es geht keineswegs nur darum, Kinect für Spiele am PC zu nutzen. Funktionen wie Gesichtserkennung, 3D-Bewegungsverfolgung oder Spracheingabe sind auch für ernsthafte Anwendungen interessant - beispielsweise für Roboter, die mit Menschen interagieren sollen. Für solche oder andere Experimente sind aber erst geeignete Treiber nötig, damit Kinect nicht nur mit der Xbox funktioniert. Adafruit bietet nun ein Preisgeld für den Ersten, der passende quelloffene Software auf der Social-Coding-Seite GitHub veröffentlicht.

Unerwünschtes Treiben

In Redmond hält man wenig von der Aktion. "Microsoft heißt die Modifikation seiner Produkte nicht gut", so ein Konzernsprecher gegenüber Cnet. Demnach ist Kinect auf verschiedene Weise sowohl hard- als auch softwareseitig gegen unbefugte Nutzung gesichert. Für Microsoft ist das auch ein Schutz von geistigem Eigentum, das der Konzern womöglich selbst in anderer Form für weitere Anwendungsbereiche nutzen will.

Enthusiastische Bastler wird das aber sicher nicht abhalten. Schließlich steckt hinter dem Ziel der Kinect-Zweckentfremdung jener menschliche Erfindergeist, dem schon die Wiimote diverse unerwartete Anwendungen zu verdanken hatte. Beispielsweise haben Forscher eine ganze Wand per Wii-Controller zum Whiteboard gemacht, während Bastler die Wiimote unter anderem als Roomba-Fernsteuerung oder Beschleunigungsmesser fürs Auto missbraucht haben. (pte)

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