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Gute Zeiten: Andreas Lasnik als Aufsteiger in Ried und...

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..als Siegestorschütze für Austria Wien im Cupfinale 2007 gegen Mattersburg.

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Wien - Jetzt geht es eigentlich erst los: Am Freitag trifft der österreichische Mittelfeldspieler Andreas Lasnik nach zwölf sieglosen Spielen in der Eredivisie, der höchsten niederländischen Spielklasse, mit Willem II Tilburg auf den Vorletzten VVV-Venlo. Zuletzt machte der Mann mit dem goldenen linken Fuß durch ein prächtiges Tor gegen Roda Kerkrade auf sich aufmerksam. Auch darüber sprach Philip Bauer für derStandard.at mit dem ehemaligen Teamspieler.

derStandard.at: Torverhältnis 11:34, zwei Punkte aus zwölf Spielen, letzter Platz - das liest sich Besorgnis erregend. Sind die Leistungen in Tilburg wirklich so schlecht, wie es die Ergebnisse vermuten lassen?

Andreas Lasnik: Wir haben unsere Tore geschossen, aber viel zu viele kassiert, oft durch individuelle Fehler. Wir schießen gegen NEC Nijmegen drei Tore, kriegen aber fünf. Wir spielen gegen Twente, sind eigentlich die bessere Mannschaft, gehen 1:0 in Führung und fangen uns drei Treffer nach Eckbällen ein. Das zieht sich durch die Saison, so kann man einfach keine Punkte holen.

derStandard.at: Und trotzdem lacht Ihr Gesicht nach dem Traumtor gegen Kerkrade von der Startseite der Eredivisie. Auch auf der Webseite von Willem II sieht man Sie jubeln. Haben Sie dem Verein die Hoffnung zurückgegeben?

Andreas Lasnik: So ein Tor schießt man nicht alle Wochen. Das können Momente sein, die für Selbstvertrauen sorgen. Obwohl die Hoffnung eigentlich nie weg war. Der Verein weiß, dass die wichtigen Spiele gegen Venlo, Excelsior und De Graafschap erst kommen. Trotz der schlechten Tabellensituation gibt man sich hier noch recht gelassen, das bin ich weder aus Österreich noch aus Deutschland gewohnt, dort hätte man schon zwei Mal den Trainer gewechselt.

derStandard.at: Seitens der Vereinsführung wird also noch kein Druck auf die Spieler gemacht?

Andreas Lasnik: Nein. Man geht davon aus, dass die Punkte kommen werden. Aber uns Spielern ist natürlich bewusst: die Heimspiele gegen Venlo und De Graafschap müssen gewonnen werden. Dann sind wir den letzten Platz los und liegen wieder im Soll.

derStandard.at: Die Spiele von Tilburg sind sehr gut besucht, über 10.000 Zuseher kriegen mindestens drei Gegentore pro Heimspiel zu sehen. Wie reagieren die Fans auf diese Misere?

Andreas Lasnik: Ich wundere mich bei jedem Spiel immer wieder aufs Neue, aber sie applaudieren. Weil sie mit unserem Spielstil zufrieden sind.

derStandard.at: Heute kaum vorstellbar, aber Willem II hatte sogar schon einen Auftritt in der Champions League. Trauert man in Tilburg alten Zeiten nach?

Andreas Lasnik: Natürlich würden sich alle hier wünschen, nächstes Jahr wieder in der Champions League zu spielen, das ist auch legitim. Aber ich habe weder bei den Fans noch den Verantwortlichen das Gefühl, dass man nur in Nostalgie schwelgt.

derStandard.at: Hatten Sie bei Ihrer Vertragsunterzeichnung mit einer solch schwierigen Saison gerechnet?

Andreas Lasnik: Ja, der Verein hatte finanzielle Probleme, das war mir klar. Dann hat mit Frank Demouge auch noch unser bester Stürmer den Klub Richtung Utrecht verlassen. Das ist nicht einfach zu kompensieren.

derStandard.at: Die Mannschaft wurde dieses Jahr frisch zusammengewürfelt. Ist auch dies ein Problem?

Andreas Lasnik: Es sind insgesamt sechzehn neue Spieler. Die muss man erst einmal integrieren, die müssen sich einspielen. Das braucht seine Zeit. Wenn man dann zu Saisonbeginn gleich gegen die Großklubs spielt, wird es schwierig, Erfolge zu feiern. Wenn wir aber die Probleme in der Defensive in den Griff bekommen, bin ich positiver Dinge.

derStandard.at: Sie haben einen Stammplatz ergattert und sportlich aufgezeigt - aber darf man angesichts der Tabellensituation überhaupt mit der persönlichen Leistung zufrieden sein?

Andreas Lasnik: Das sind zwei Paar Schuhe. Natürlich würde ich mir mehr Punkte wünschen, aber ich muss auch auf meine eigene Leistung schauen. Ich war lange Zeit verletzt und bin noch nicht bei meiner vollen Leistungsfähigkeit.

derStandard.at: Schon 2009 wäre es beinahe zu einem Engagement in der Eredivisie gekommen, doch der Vertrag bei Heracles Almelo kam nicht zustande. War es Ihnen ein besonderes Anliegen, in die Eredivisie zu wechseln?

Andreas Lasnik: Die niederländische Liga ist bekannt für einen technisch gepflegten Fußball, das kommt mir sicher entgegen. Zudem ist die Liga um einiges attraktiver als die österreichische. Die Stadien, die Fans, die Matches - man spielt regelmäßig vor 20.000 bis 50.000 Zusehern. Fußball hat hier einfach einen höheren Stellenwert.

derStandard.at: Aber international kommen Sie nicht mehr zum Einsatz. Mit der Wiener Austria spielten Sie Europacup, unter anderem auch in Amsterdam. Fehlt Ihnen diese Bühne ein wenig?

Andreas Lasnik: Definitiv, dafür arbeitet man im Fußball. Unter der Woche international spielen, das ist für einen Profi das Größte.

derStandard.at: Bei Alemannia Aachen wurden Sie ins Amateurteam versetzt, dann zogen Sie sich auch noch einen Kreuzbandriss zu - was konnten Sie aus dieser Zeit positives mitnehmen?

Andreas Lasnik: Aus Rückschlägen lernt man am meisten, mich kann jetzt nichts mehr so schnell erschüttern. Sollte ich zu hundert Prozent fit sein, scheint, egal was passiert, irgendwann auch wieder die Sonne.

derStandard.at: War in den harten Zeiten auch eine Rückkehr nach Österreich ein Thema? Immerhin haben Sie in der heimischen Bundesliga Ihre größten Erfolge gefeiert.

Andreas Lasnik: Man hört sich alles an, mein Ziel war aber ein weiterer Aufenthalt im Ausland. In Österreich ist Fußball noch immer negativ behaftet.

derStandard.at: Können Sie das konkretisieren?

Andreas Lasnik: Da heißt es doch immer: Diese Fußballer, die verdienen zu viel, die leisten nichts, immer dieselben Phrasen. Das muss man sich in Deutschland oder in den Niederlanden nicht in diesem Ausmaß anhören.

derStandard.at: Wenn wir schon dabei sind: Ihrer Kritiker in Österreich sprachen von einem "mangelhaften Defensivverhalten ". Ist dies für Sie nachvollziehbar?

Andreas Lasnik: Ich bin kein Defensivgenie, das weiß ich selber auch. Jeder Spieler hat seine Stärken und seine Schwächen. In den Niederlanden werde ich nicht auf einer Position eingesetzt, an der ich pausenlos nach hinten arbeiten muss. Obwohl ich mich auch da verbessert habe, ich habe an mir gearbeitet.

derStandard.at: Einer Ihrer stolzesten Momente war laut eigener Aussage Ihr Einsatz beim Länderspiel gegen England in Old Trafford. Hofft man insgeheim noch auf die Wiederholung eines solchen Augenblicks?

Andreas Lasnik: Das kann in meiner Situation nicht das primäre Ziel sein, ich konzentriere mich auf die Meisterschaft und meine Leistung. Aber natürlich hat man als Fußballer Träume, einer davon ist es, für sein Land zu spielen.

derStandard.at: Aus den Augen, aus dem Sinn. Wann hat sich zuletzt ein österreichischer Journalist für Sie interessiert?

Andreas Lasnik: Es ist doch immer dasselbe. Wenn es läuft, melden sich die Leute. Wenn nicht, dann nicht. Was sollen die Journalisten während der Rehabilitation nach einem Kreuzbandriss schreiben? Das interessiert doch keinen.

derStandard.at: Also sind Sie nicht sauer auf die Zunft?

Andreas Lasnik: Nein, das ist ganz normal, es ist Teil des Spiels. (derStandard.at; 5. November 2010)

Nachtrag: das Spiel gegen VVV-Venlo ging am Freitag mit 1:4 (Video) verloren. Andreas Lasnik spielte bis zu 80. Minute.