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Die Notlandung des A380 in Singapur gelang, der Triebwerksbrand wurde gelöscht. Mehrere Trümmer des Flugzeugs wurden auf der Insel Batam gefunden.

Foto: REUTERS/Vivek Prakash

Nach einer Notlandung in Singapur wegen des Feuers an einem Triebwerk eines Airbus 380, des größten Passagierflugzeugs der Welt, gerät Triebwerkshersteller Rolls-Royce unter Druck. Qantas behält seine A380 vorerst auf der Erde.

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Singapur/Wien - Eine laute Explosion, Rauch aus dem Triebwerk. Wie in einem Horrorfilm fühlten sich Passagiere des Airbus 380 nach Berichten australischer Medien beim schwersten Zwischenfall in der erst dreijährigen Geschichte des weltgrößten Passagierflugzeugs. Die Maschine der australischen Fluglinie Qantas war mit Ziel Sydney von Singapur gestartet. Der Zwischenfall ereignete sich vier bis fünf Minuten nach dem Takeoff. Um 11.45 Uhr gelang die Notlandung. Die 440 Passagiere und die 26 Crewmitglieder blieben unverletzt. Auf der Insel Batam lagen Metallteile des Triebwerks verstreut.

Österreichische Passagiere unverletzt

An Bord haben sich auch neun Passagiere aus Österreich befunden. Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal bestätigte, dass alle wohlauf seien.

Die betroffenen Passagiere wurden nach Informationen der Fluglinie in Hotels untergebracht. Qantas und Singapore Airlines haben vorerst alle Flüge mit dem Airbus 380 ausgesetzt. Insgesamt sind 37 Maschinen dieses Typs im Flugverkehr unterwegs, davon verfügen nach Auskunft der Firma Airbus rund 20 über die Trieb-werke der Herstellerfirma Rolls-Royce, die auch in der Unglücksmaschine eingebaut waren. Auch zur Flotte der Lufthansa gehören zwei A380-Flieger mit Rolls-Royce-Triebwerken. Die deutsche Fluglinie ließ diese aber vorerst weiter im Einsatz, wie ein Sprecher in Frankfurt erklärte.

"Problem des Herstellers"

Rolls-Royce geriet im Laufe des Donnerstags immer mehr in Erklärungsnotstand. Der deutsche Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sprach von einem "sehr schwerwiegenden Zwischenfall" und sagte dem Fernsehsender N-TV: "Mit aller Vorsicht, es ist wahrscheinlich eher kein Qantas-Problem, sondern ein Problem des Triebwerkherstellers Rolls Royce." Demnach hält Großbongardt kein Wartungsproblem für wahrscheinlich - ab dem Zeitpunkt der Übernahme der Flugzeuge ist die jeweilige Fluglinie für die Wartung verantwortlich.

Von Rolls-Royce hieß es, man werde mit Qantas zusammenarbeiten, um das dem Vorfall zugrundeliegende Problem herauszufinden. Jetzt laufen die Untersuchungen unter Leitung der australischen Luftfahrtbehörde ATSB. Ermittler aus Frankreich und Großbritannien werden die Untersuchungen begleiten. Airbus hat ein Team vor Ort entsandt.

Bei der Fluglinie Qantas, die sechs A380 im Einsatz und 20 bestellt hat, war im vergangenen August bereits ein Problem mit einem anderen Rolls-Royce-Triebwerk aufgetaucht. Nach dem Start einer Boeing 787 nach San Francisco explodierte damals eines der Triebwerke. Dabei wurde ein Loch in die Verkleidung gerissen und auch Teile des Flügels beschädigt. Verletzt wurde auch dabei niemand.

Wegen Softwareproblemen hatte sich der Produktionsstart des A380 von Beginn an holprig gestaltet. An der Pariser Börse gaben die Papiere des Raum- und Luftfahrtkonzerns EADS, zu dem Airbus gehört, am Donnerstag um vier Prozent nach. Auch die Aktien von Rolls-Royce fielen um 4,2 Prozent.

Trotz allem gab es für EADS am Donnerstag auch gute Nachrichten: China Southern Airlines soll nach Angaben von Reuters den Kauf von mindestens 36 Airbus-Maschinen planen. Listenpreis: insgesamt 3,78 Milliarden Dollar. (APA/Gudrun Springer/DER STANDARD, Printausgabe, 5. November 2010)