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Die Insel Diego Garcia ist als einzige im Archipel bewohnt: Hier wurde die Basis der US-Navy errichtet.

Foto: APA/EPA PHOTO PA FILES/US DEPT OF DEFENSE

London - Zunächst die gute Nachricht: Großbritannien hat in einem seiner Überseegebiete im Indischen Ozean das größte Meeresschutzgebiet der Welt eingerichtet. Auf einer Fläche von 544.000 Quadratkilometern rund um den Chagos-Archipel ist kommerzieller Fischfang ab sofort verboten. Biologen begrüßten die Maßnahme, beklagten gleichzeitig jedoch, dass sie nicht ausreiche: Schätzungen der Zoologischen Gesellschaft in London zufolge seien der Überfischung allein in den vergangenen fünf Jahren je 60.000 Haie und Rochen in der Region zum Opfer gefallen, die als Beifang in den Netzen der Fischer landeten.

Der Chagos-Archipel ist eine Inselgruppe inmitten des Indischen Ozeans, rund 1.600 Kilometer südwestlich von Indien, 500 Kilometer südlich der Malediven und 1.900 Kilometer östlich der Seychellen. Die Inselgruppe gehört zu den weltweit größten Korallenriffsystemen. Der Archipel ist Lebensraum für mehr als 1.200 verschiedene Fisch- und Korallenarten. Dort beheimatet sind auch bedrohte Meeresschildkröten und Delfine. Um sicherzustellen, dass das Fangverbot eingehalten wird, soll ein Schiff das Gebiet kontrollieren.

Die Schattenseite

Deutlich weniger erfreulich ist die Lage der Menschen, genauer gesagt die der ehemaligen indigenen Inselbevölkerung: 1966 pachteten die USA die Hauptinsel Diego Garcia, um dort einen Navy-Stützpunkt zu errichten. Um dem Pächter schön menschenleere Inseln übergeben zu können, wurden die etwa 1.000 einheimischen Îlois, eine Bevölkerung mit hauptsächlich afrikanischen Wurzeln, zwangsweise deportiert. Sie leben seitdem auf Mauritius, den Seychellen oder im britischen "Mutterland". 

Längst ist die Unrechtmäßigkeit der einstigen Deportationen und des anhaltenden Verbots zur Rückkehr gerichtlich bestätigt. Doch immer wieder haben höchste britische Stellen - von der Regierung über das House of Lords bis zur Königin selbst - eine Umsetzung der Gerichtsbeschlüsse durch verschiedene Maßnahmen blockiert. Mittlerweile haben Vertreter der Îlois auch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte angerufen. (APA/red)