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Ljubljana - Am Baukartell, das den slowenischen Staat beim Autobahnbau um Milliardenbeträge geschädigt haben soll, könnten auch österreichische Unternehmen beteiligt gewesen sein. Die Wettbewerbsbehörde hat nämlich ihre im Frühjahr begonnenen Ermittlungen jüngst auch auf die Alpine und die börsenotierte Strabag SE ausgedehnt, berichtet die Tageszeitung "Dnevnik" am Mittwoch. Insgesamt umfassen die Ermittlungen 18 Unternehmen, darunter die slowenischen Platzhirsche SCT, Primorje und die mittlerweile insolvente Vegrad.

"Uns ist dazu nichts bekannt", erklärte Alpine-Sprecherin Karin Keglevich auf APA-Anfrage zu den Ermittlungen der slowenischen Behörden. Daher könne man den Bericht nicht kommentieren.

Strabag-Sprecherin Diana Klein betonte, dass die ganze Branche in Slowenien betroffen sei und nicht nur die Strabag. Es habe eine Hausdurchsuchung gegebenen, allerdings seien bisher keine Vorwürfe erhoben worden. Bei den Ermittlungen gehe es um Aufträge, die bis in die 1990er Jahre zurückreichen. Da die Strabag in Slowenien Aufträge gewonnen habe, sei man nun auch von den Ermittlungen betroffen.

Verdacht auf verbotene Absprachen

Die Baufirmen in Slowenien werden verdächtigt, seit dem Jahr 1998 durch verbotene Absprachen Autobahn-Bauaufträge untereinander aufgeteilt zu haben, berichtet "Dnevnik" weiter. Der jeweilige Bestbieter verlangte demnach einen zu hohen Preis, den die staatliche Autobahngesellschaft DARS mangels Konkurrenz akzeptieren musste. Die Wettbewerbsbehörde, die die Autobahnprojekte der Jahre 2005 bis 2009 unter die Lupe genommen hat, beziffert den Schaden durch die Preisabsprachen auf 2 Mrd. Euro.

Die Wirtschaftszeitung "Finance" errechnete sogar eine Differenz von 4,5 Mrd. Euro. Sie berichtete unter Berufung auf die aus dem Jahr 1996 stammende ursprüngliche Planung, dass der Autobahnausbau insgesamt 1,52 Mrd. Euro hätte kosten sollen, oder 2,65 Mio. Euro pro Kilometer. Tatsächlich wurde bisher für jeden Autobahnkilometer 10,29 Mio. Euro ausgegeben, was hochgerechnet Gesamtbaukosten von 6 Mrd. Euro ergibt.

Die Untersuchung der slowenischen Wettbewerbsbehörde umfasst neben dem Autobahnbau auch den restlichen Straßenbau und den Hochbau. Laut "Dnevnik" ist keine weitere Ausweitung der Ermittlungen geplant, die Liste der Unternehmen sei vollständig. Die meisten von ihnen hätten schon bis September auf die Vorwürfe antworten müssen, der Rest werde dies bis Jahresende tun müssen. Unklar ist, ob und wann die Wettbewerbshüter Geldstrafen verhängen werden. Die Höchststrafe liegt bei zehn Prozent des Jahresumsatzes. Laut "Dnevnik" könnte der slowenische Staat damit insgesamt 130 Millionen Euro an Strafgeldern lukrieren. (APA)