Wien - Der börsenotierte Baustoffkonzern Wienerberger hat in den ersten drei Quartalen operativ deutlich weniger verdient als von Analysten erwartet. Der operative Gewinn (EBIT) halbierte sich bis September auf 17,6 (36,7) Mio. Euro, gerechnet wurde mit einem Rückgang um ein Viertel. Der Verlust nach Steuern konnte stark eingedämmt werden auf 13,5 Mio. Euro, nach 198,2 Mio. Euro Minus im Vorjahresvergleich.

Der Umsatz ging um 5 Prozent auf 1,343 (1,417) Mrd. Euro zurück, etwa konform mit den Prognosen. Der Mitarbeiterstand lag per 30. September mit 11.897 um 6 Prozent unter jenem von Ende 2009 mit damals 12.676.

Der operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) konnte der weltweit größte Ziegelproduzent und Marktführer bei Tondachziegeln in Europa im 3. Quartal um 7 Prozent auf 82,2 Mio. Euro steigern, im gesamten Neunmonats-Zeitraum ging es allerdings um 10 Prozent auf 160,5 (177,5) Mio. Euro zurück. Der Umsatz von 517,7 Mio. Euro im 3. Quartal stelle eine stabile Entwicklung dar, so Vorstandschef Heimo Scheuch am Mittwoch.

Auch 2011 werde die Baustoffbranche "mit einem herausfordernden Marktumfeld konfrontiert" sein, erklärte Scheuch im Ausblick. Entscheidend sei, wie sich das Konsumentenvertrauen trotz angekündigter Sparpakete, unsicherer Wirtschaftsentwicklung und hoher Arbeitslosigkeit entwickeln werde. Für Wienerberger selbst sei er optimistisch, betonte der Vorstandschef, da der Konzern seine Kostenstruktur angepasst und das Produktportfolio optimiert habe. 

Kein Rückenwind

Aus den Märkten hat der Wienerberger-Baustoffkonzern im dritten Quartal "weiterhin keinen Rückenwind" verspürt, wie Scheuch am Mittwoch zu den Neunmonatszahlen erklärte. Nach wie vor verunsichere die Unklarheit über die ökonomische Entwicklung und über das Ausmaß nationaler Budgetsanierungen die Bevölkerung und lähme vielerorts die Bauwirtschaft. Für den Aufschwung sei man gut gerüstet durch den strategischen Fokus in Richtung Komplettanbieter.

In Zentral-Osteuropa sei noch keine spürbare Verbesserung im Baustoffsektor zu erwarten - im 3. Quartal sei das Geschäft weiterhin von einer geringen Bautätigkeit und schwachem Absatz geprägt gewesen, daher ging dort der Umsatz in dem Vierteljahr um 7 Prozent zurück, und das EBITDA gab um 5 Prozent nach. In Zentral-Westeuropa blieb zwar der Umsatz im 3. Quartal um 2 Prozent über Vorjahr, doch nahm etwa in Deutschland trotz leichter Mengenzuwächse bei Ziegeln der Wettbewerbsdruck im Hintermauer-Bereich zu. Operativ verdiente man von Juli bis September auf EBITDA-Ebene in Zentral-Westeuropa um 3 Prozent weniger.

In Nord-Westeuropa wurden dagegen im 3. Quartal 5 Prozent Umsatz- und 53 Prozent EBITDA-Plus erzielt. Vor allem in Großbritannien habe sich die Trendwende nach der Bodenbildung auf sehr niedrigem Niveau fortgesetzt, und in Frankreich habe sich der Neubau besser entwickelt als zu Jahresbeginn erwartet. Dadurch habe man das wetterbedingt schwache 1. Quartal großteils kompensieren können.

In Nordamerika lag die Nachfrage im 3. Quartal leicht unter Vorjahresniveau, der Umsatz gab daher um 1 Prozent nach. Der operative EBITDA entwickelte sich dagegen aufgrund einer deutlich besseren Kapazitätsauslastung und infolge von Kosteneinsparungen besser als im Vorjahr und lag im positiven Bereich. In den USA rechnet Scheuch mit keiner nennenswerten Veränderung, "vor allem aufgrund der gerade abgehaltenen Kongresswahlen".

Den Verschuldungsgrad hat Wienerberger laut Scheuch bis September weiter auf 15 Prozent gesenkt. Die Nettoverschuldung verringerte sich per 30. September auf 389,9 Mio. Euro, Ende 2009 waren es 408,0 Mio. Euro gewesen, Mitte 2010 484,8 Mio. Euro. Darin berücksichtigt ist die Anfang April 2010 begebene Anleihe, mit der der Konzern umgeschuldet hat: Rund 140 Mio. Euro der im April 2012 fälligen Anleihe aus 2055 wurden vorzeitig zurückgekauft sowie ein Teil zur Rückzahlung anderer Finanzverbindlichkeiten verwendet.

Der Cash-Flow aus dem Ergebnis lag heuer aufgrund der Fixkosten-Einsparungsprogramme und des Wegfalls von Restrukturierungskosten mit 141,1 Mio. Euro um 67,1 Mio. Euro deutlich über den ersten neun Monaten des Vorjahres. (APA)