Den Computer als Polizeiinspektion gibt es - aber nicht in Österreich. 2011 soll daher ein Anlauf für Online-Anzeigen unternommen werden.

Fotos: Newald, Cremer/Montage: Beigelbeck

Wien - Diebstahlsopfer zu werden ist ärgerlich genug, die Amtswege danach sind es nicht minder. Die Segnungen des Internets machen dem Bürger den Umgang mit der Polizei leichter - allerdings nur im Ausland. In Österreich ist die elektronische Anzeigenerstattung erst ein zaghaftes Pilotprojekt.

"Vornahme von bestimmten Diebstahlsanzeigen auch auf elektronischem Weg" findet sich unter Punkt S 5.3 im Strategiepapier des Innenministeriums für die Entwicklung der Polizei. Nur ein Pilotprojekt bei der Wiener Polizei gibt es - mit mäßigem Erfolg. "Es sind bisher nur eine Handvoll Anzeigen gekommen", sagt Pressesprecher Manfred Reinthaler.

Die Hürde: Man benötigt die "Bürgerkarte", mit der die Identität im Internet einwandfrei festgestellt werden kann. Die haben die wenigsten - und deren Anwendung ist kompliziert. Ab dem kommenden Jahr will man sich im Innenministerium den Kopf zerbrechen, wie man das System bürgerfreundlicher gestalten kann. "Wann es zu einer praktischen Umsetzung kommt, kann man derzeit aber noch nicht sagen", erklärt Andreas Wallner, Pressesprecher von Innenministerin Maria Fekter (ÖVP).

In Deutschland ist man weiter. In Berlin können Geschädigte beispielsweise die "Internetwache" besuchen. Schon auf der Startseite der Hauptstadt-Polizei wird auf diese Möglichkeit hingewiesen. Auf der entsprechenden Seite gibt man seine Personalien, den Tatbestand und Zusatzinformationen ein, mit einem Klick kommt die Anzeige in den Polizeiapparat.

"Wir überprüfen dann, welche Dienststelle dafür zuständig ist, und leiten es weiter", erklärt Martin Otter von der Pressestelle der Berliner Polizei. "Der Bürger erhält per Mail eine Anzeigenbestätigung samt einer Registriernummer, die mit dem gesamten Akt verbunden ist."

Erleichterung für den Bürger

Mit dieser Anzeigenbestätigung kann man dann zu Versicherungen und Banken marschieren und dort die Formalitäten erledigen. Seit dem Jahr 2005 gibt es diesen Service, die Bürger nutzen ihn auch: "Im Vorjahr haben wir so 35.000 Anzeigen entgegengenommen", erklärt Otter. Es sei vor allem als Erleichterung für den Bürger zu sehen. "Denn die Beamten haben den gleichen Aufwand, egal ob man persönlich oder im Internet vorbeikommt."

In elf der 16 deutschen Bundesländer kann man digital anzeigen; seit März 2004 auch in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland. Das Prozedere ist etwas anders - alle Anzeigen werden über das Landeskriminalamt abgewickelt. "Wir leiten sie in die entsprechenden Städte weiter, die den Bürgern dann die Bestätigungen ausstellen", erläutert Michaela Heyer vom Landeskriminalamt.

Diese Zentralisierung habe einen Vorteil: "Im Vorjahr erhielten wir 44.000 Anzeigen. Mit diesen können wir leichter erkennen, wo es Schwierigkeiten gibt, und darauf reagieren", sagt Heyer. (Michael Möseneder/DER STANDARD - Printausgabe, 3.11.2010)