Wien - Im Wiener Auktionshaus "Im Kinsky" kommt am 9. November mit "Prozession" erstmals seit langem wieder ein großes Ölgemälde von Egon Schiele in Österreich unter den Hammer. Der Schätzpreis des Bildes aus dem Jahr 1911 beträgt 3,5 bis 7 Mio. Euro. Damit könnte der Preis an jener Marke kratzen, die im April von "Der Mensch, der sich zwischen Tugenden und Lastern entscheiden muss" von Frans Francken II. aus 1635 im Dorotheum erzielt wurde. Mit 7.022.300 Euro war es das teuerste jemals in Österreich versteigerte Gemälde.

Schieles gut einen Meter hohe, quadratische Gemälde "Prozession" ist 1911 vermutlich in Krumau entstanden und stammt aus dem Besitz eines amerikanischen Sammlers. Es zeigt drei Frauen verschiedener Lebensstadien - vom Mädchen mit grellrotem Lippenstift bis hin zur in sich versunkenen Greisin.

Das Bild ist das dritte Ölgemälde von Schiele, das in den vergangenen Jahren "Im Kinsky" versteigert wird. Bereits 1998 kam sein "Mädchen" von 1917 für die damalige Rekordsumme von 3,56 Mio. Euro unter den Hammer. Diese Summe stellt nach wie vor den höchsten Preis dar, den das Werk eines österreichischen Künstlers auf heimischem Boden erzielt hat. 2005 war es dann das "Stadtbild von Krumau" aus dem Jahr 1912, das für 1,233 Mio. Euro "Im Kinsky" den Besitzer wechselte.

Bei der nun anstehenden 81. Auktion überlässt das Versteigerungshaus am Abend des 9. Novembers seiner Preziose allerdings nicht alleine die Bühne. Neben Schieles Ölgemälde stehen rund 80 weitere Werke zum Verkauf - ein wahres Kompendium österreichischen Kunstschaffens. "Musealität war - in einem Wort zusammengefasst - der Anspruch, den jedes einzelne Kunstobjekt dieses Angebots rund um Egon Schieles 'Prozession' erfüllen sollte", umreißt man "Im Kinsky" die Idee.

So finden sich mit den Zeichnungen "Akt mit Strümpfen" und "Schieles Schwester Gerti mit ihrem Sohn Anton" zwei weitere Schiele-Werke im Angebot. Auch Gustav Klimt ist mit zwei Zeichnungen vertreten. Aus der Sammlung Leopold kommt Olga Wisinger-Florians "Sommerabend", der auf bis zu 500.000 Euro geschätzt wird.

Daneben können unter anderem zwei Gemälde von Ferdinand Georg Waldmüller, Bilder von Maria Lassnig, Arnulf Rainer und Otto Mühl oder Friedensreich Hundertwasser und Hermann Nitsch ersteigert werden. Fritz Wotruba ist mit einer Bronzeskulptur vertreten. Die Wiener Werkstätte ist mit einer Blumenvase, einer Teekanne und einer Kassette von Josef Hoffmann präsent, von Adolf Loos können Interessenten eine 1,3 Meter hohe Bodenstanduhr erwerben. Die beiden ältesten Objekte der Versteigerung sind aber zwei gotische Madonnen aus Salzburg bzw. Tirol. (APA)