Rainer W. Schlegelmilch: "The Golden Age of Formula 1". € 65,- / 216 S., Verlag teNeues, 2010

Foto: Verlag teNeues

Aurea prima sata est aetas, quae vindice nullo, sponte sua, sine lege fidem rectumque colebat. - Zugegeben: A priori wirkt die Assoziation von den Helden der Formel 1 zu Ovids Epos etwas weit hergeholt. Aber gerade die Metamorphosen des Autorennsports der letzten Jahrzehnte erlauben es, von einem längst vergangenen, frühzeitlichen goldenen Zeitalter zu schwärmen.

Niemand geringerer als die Rennsportlegende Sir Jackie Stewart definiert in seinem Vorwort zur opulenten Monografie The Golden Age of Formula 1 die 50er- und 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts als das goldene Zeitalter des Motorsports. Der deutsche Fotograf Rainer W. Schlegelmilch, der seit seinem ersten Grand Prix 1961 am Nürnburgring die Königsklasse als fotografischer Chronist begleitete, fasst seine persönliche Retrospektive etwas enger: Seine Dokumentation erhöht die 60er-Jahre zur goldenen Ära. Damals bedeutete das Spektakel epische Rennen im Stil antiker Dramen, im Gegensatz zu heute geprägt von Persönlichkeiten mit Enthusiasmus, Verve, fahrerischer Finesse und Mut.

Eine Symbiose von Emotion und Geschwindigkeitsrausch, gepaart mit archaischem Heldentum, machte die Faszination aus. Sämtliche Champions, deren Beifahrer stets der Tod war, waren offensichtlich Besessene. In deren Aura gefielen sich auch gekrönte Häupter und selbsternannte Sonnenkönige, die High Society sowie Celebrities der nach Freiheit gierenden Pop- und Filmszene.

Grandios illustrieren die kargen Schwarz-Weiß-Fotografien sowohl das Zeitkolorit als auch die fantastischen, filigranen Boliden und deren Beherrscher, die Piloten: Graham Hill, Bruce McLaren, Jackie Stewart, Jochen Rindt, Jacky Ickx, Jim Clark, Jack Brabham, Graham Hill, Denny Hulme, Ricardo Rodriguez, Lorenzo Bandini, Jo Siffert, et alii. Eine imposante Sammlung magischer Momente als Hommage an eine einmalige Epoche. (Gregor Auenhammer/DER STANDARD/Printausgabe/29.10.2010)