Orestiada - Zwei Tage vor dem Beginn des Einsatzes der EU-Grenzschutzagentur Frontex gegen die illegale Einwanderung in Griechenland sind noch zahlreiche Menschen unerlaubt in das Land geströmt. Dutzende Flüchtlinge überquerten zwischen Samstagnacht und Sonntagmorgen die griechisch-türkische Grenze nahe der Stadt Orestiada. Frontex will unter österreichischer Beteiligung ab Dienstag insgesamt 175 Grenzpolizisten in dem Gebiet stationieren, um die griechischen Behörden im Kampf gegen illegale Einwanderung zu unterstützen.

90 Prozent aller illegalen Grenzübertritte in der EU passieren in Griechenland. Allein für das erste Halbjahr 2010 hat Frontex 45.000 Grenzverletzungen erfasst. Schärfere Kontrollen auf dem Wasser haben dafür gesorgt, dass die Flüchtlingsströme nicht mehr über die griechischen Inseln vor der türkischen Küste ins Land kommen, sondern hauptsächlich entlang der nördlichen Grenze Griechenlands.

Jeden Tag kämen 100 bis 300 Leute über die Grenze, sagte Panagiotis Siankouris, Bürgermeister der Stadt Vyssa, der Nachrichtenagentur AP am Sonntag. Die Stadt liegt in einem etwa zwölf Kilometer langen Grenzabschnitt, den besonders viele Flüchtlinge illegal zum Überschreiten der Grenze nutzen. Die meisten würden darauf warten, von der Polizei aufgegriffen und in Auffanglager gebracht zu werden. Dort erhielten sie Papiere und würden wieder freigelassen. Dann hätten sie einen Monat Zeit, um das Land zu verlassen, sagte Siankouris.

Das EU-Land, das mit einer schweren Finanzkrise zu kämpfen hat, erklärte, nicht ohne Unterstützung gegen die illegale Einwanderung vorgehen zu können. "Der Zufluss an Immigranten an unserer Grenze ist sehr stark", sagte der griechische Zivilschutzminister Christos Papoutsis der Zeitung "Freier Sonntag". "Aber unser Land kann nicht allein mit einem Phänomen fertig werden, das europäische Ausmaße hat. Als solches braucht es eine europäische Lösung, es verlangt nach europäischer Koordination", sagte er.

Die 175 Frontex-Grenzer werden von den 27 EU-Mitgliedsstaaten gestellt und sollen erst einmal zwei Monate lang in Griechenland bleiben. Neben dem Personal stellt Frontex auch Ausrüstung bereit. So bringen die europäischen Grenzer einen Hubschrauber, Busse, Streifenwagen und Kleinbusse mit Wärmebildkameras aus Österreich, Bulgarien, Deutschland, Ungarn, Rumänien und der Slowakei mit, sowie eine dänische Büroeinheit.

(APA/dapd)