Ines (Uhrmacherin) und Franz (Maschinenbauer) Kling: Mit einer Faszination für mechanische Musikinstrumente fing vor 18 Jahren alles an.

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Seit fünf Jahren handelt das Ehepaar hauptberuflich.

Foto: Kunsthandel Kling

Ihr ausgeprägtes Hörvermögen und ihre Lernfähigkeit machte sich der französische Adel zunutze: Die zuvor eingefangenen Singvögel wurden von Drehorgel- oder Flötenspielern so lange auf bestimmte Melodien trainiert, bis sie diese auswendig trällern konnten. Der Ausbildung in der Dachkammer folgten die für das menschliche Publikum unterhaltsamen Auftritte im Salon.

Nach diesem Vorbild schufen Handwerker die ersten Musikautomaten in Singvogelgestalt, die fortan in kleinen Käfigen oder aus Spieldosen zwitscherten. Die Mechanik war in den Messingkörpern verborgen, die man - orientiert an den Genossen in der Natur - mit exotischen Federn verzierte, befiederte, um genau zu sein. Erst später, erzählt Franz Kling, kehrte sich das Konzept um, bauten etwa in Paris tätige Spezialisten wie Bontemps die Mikro-Maschinerie in ausgestopfte Vögel ein.

Oder auch Phalibois (Paris), von dem er in Wien jetzt einen um 1850 entstandenen Paradiesvogelbaum mit einer Uhr im Angebot hält, bei dem sorgfältig Präpariertes nicht nur singt, sondern auch von Ast zu Ast fliegt und in einer (vermeintlichen) Wasserquelle schnäbelt. Mit 25.000 Euro zählt es zu den teureren Objekten seiner aus Wangen im Allgäu mitgebrachten Schätze. Einen preislich größeren Spielraum bietet die Vielzahl ganz unterschiedlich ausgeführter Singvogeldosen (2500 bis 12.000 Euro): aus Elfenbeinkorpus, in den ein Meister Szenen zur Bären- und Drachenjagd schnitzte. Oder kleine Gesamtkunstwerke, bei denen mehrere Berufsstände ihre Fertigkeit bewiesen, der Gehäusemacher ebenso wie der Graveur, der Emailleur und der Uhrmacher genauso wie der versierte Maler.

10.000-Stifte-Wunder

In seinem Zivilberuf war Franz Kling ursprünglich ausgebildeter Maschinenbauer, seine Ehefrau Ines Uhrmacherin. Eine ideale Kombination, angesichts der Menge an kunsthandwerklichen Patienten, die in Privathaushalten oder bei Händlerkollegen ein ob dringend notwendigem Service meist ungenütztes Dasein fristen. Mit unerschütterlicher Liebe zum Detail - und Geduld, angesichts der teils sehr komplizierten Konstruktionen - werden solche Kandidaten restauriert. Seit 18 Jahren hält die Faszination für diese geheimnisvolle Welt sie schon im Griff. Erst vor fünf Jahren gründeten sie ihren „Technischen Kunsthandel Kling", bis heute der einzige auf diesen Bereich spezialisierte im deutschsprachigen Raum.

In München, Düsseldorf und Zürich nahmen die beiden schon mehrfach an Kunstmessen teil. Ihr Debüt in Wien gaben sie vergangenes Jahr im Rahmen der Wikam (Wiener Internationale Kunst & Antiquitätenmesse). Ein erfolgreiches, weshalb sie dieser Tage im Palais Ferstel (Wikam, 30.10.-7.11.2010) wieder ihr temporäres Quartier bezogen haben. Zu den aktuell angebotenen Raritäten gehören eine englische Salondrehorgel von 1820, die 30 unterschiedliche Musikstücke im Repertoire hat, oder wundersame Walzenspielwerke, deren mechanische Finesse 10.000 kleinsten Stiftchen die schönsten Melodien zu entlocken imstande ist. (Olga Kronsteiner, ALBUM/DER STANDARD - Printausgabe, 30./31. Oktober/1. November 2010)