Laetitia Casta als Brigitte Bardot, Eric Elmosnino als Serge Gainsbourg.

Foto: Filmladen

Wien – Am Flügel sitzt einer ein wenig krumm und spielt ein Lied. Um ihn herum walzt und balzt eine Blondine, nur in ein weißes Leintuch gehüllt. Das Lied ist Comic-Strip, Serge Gainsbourg hat es für Brigitte Bardot geschrieben. Diese, beziehungsweise ihr Leinwanddouble Laetitia Casta, steuert die Sprechblasen bei. Die Szene kommt in Gainsbourg, Joann Sfars Filmversion von dessen Lebensgeschichte vor. Es gibt zum Song aber auch eine TV-Show-Fassung von 1968. Da trägt die Bardot ein rosa Superheldinnenoutfit – und die Haare schwarz.

Generell sind Leben und Wirken des 1991 gestorbenen französischen Chansonniers, Autors, Künstlers hinlänglich dokumentiert. Eine Filmbiografie muss sich zwangsläufig an diesen Bildern (und Klischees) vom Allgemeingut Gainsbourg messen lassen – vorneweg die Skandalnummer Je t'aime (moi non plus), die er 1969 mit Jane Birkin eingespielt hat. Neoregisseur und Comiczeichner Sfar versucht, dem weniger mit Psychologie und einer klassischen Entwicklungsgeschichte zu begegnen als mit Fragmentierung und fiktiver Überzeichnung.

Deshalb wird der Film-Gainsbourg immer wieder von zwei Alter Egos begleitet (lebensgroßen Comicfiguren seiner selbst). Ansonsten verlässt man sich auf Wiedererkennung: Mit Eric Elmosnino hat man einen Darsteller engagiert, der Gainsbourg äußerlich frappant ähnelt. Auch die Handlung konzentriert sich letztlich auf die "herausragenden Momente" – schafft aber (wie bei Comic Strip) selten mehr als eine plumpe Nachstellung.

Dieser Tage war im Fernsehen Claude Berris Je vous aime von 1980 zu sehen. Darin spielt Serge Gainsbourg – der echte – einen von vier Lebensmännern einer Songschreiberin, die Catherine Deneuve verkörpert. An einer Stelle nehmen die beiden im verqualmten Tonstudio ein Duett auf: "Tu n'es qu'un fumeur de Gitanes", du bist bloß ein Gitanes-Raucher, singt die Deneuve. In dieser kleinen Vignette steckt mehr (Auto-)Biografie als im ganzen länglichen Kino-Biopic. (Isabella Reicher, DER STANDARD – Printausgabe, 29. Oktober 2010)