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Foto: EPA/Paolo Aguilar

Ihre Gegner haben hart gegen sie gekämpft. "Zwischen Terrorismus und Zukunft" sei die Entscheidung, die die Wähler von Lima zu treffen hätten, titelte eine peruanische Zeitung am Tag vor der Bürgermeisterwahl.

Die 61-jährige Susana Villarán steht nach dieser Logik für den linksradikalen "Terrorismus", der in den 1980er-Jahren Peru erschütterte. Die linke Kandidatin hatte es entgegen allen Erwartungen gegen die konservative Favoritin in die Stichwahl um das höchste Amt der peruanischen Metropole geschafft. Nun entschied sie - nach wochenlanger Auszählung - am Dienstag den Wahlgang für sich.

Damit endet ein langes, hartes Wahlrennen zwischen zwei Frauen - nicht nur im patriarchalen, konservativen Peru eine Seltenheit. Erst einmal zuvor in der 500-jährigen Stadtgeschichte hatte es eine Bürgermeisterin in Lima gegeben. Anfang der 1960er-Jahre hatte die damalige Militärregierung Anita Fernandini de Naranjo vorübergehend in die Stadtregierung gesetzt. Nun haben erstmals die Wähler für eine Frau auf einem politischen Spitzenposten entschieden.

Im Gegensatz zu den Kampfrufen ihrer Gegner gilt Villarán den meisten Beobachtern als moderate Kandidatin. Sie hat es gut verstanden, die Hoffnungen vieler Bürger auf ein sozial ausgewogeneres Wirtschaftswachstum zu nutzen. Ihr Kampagnenaufruf "Hoffnung wird die Angst besiegen" sollte die Wähler daran erinnern, dass Villarán bereits Mitte der 1980er als Beraterin für die damalige Stadtregierung das Programm "Glas voll Milch" ausarbeitete, um die Unterernährung von Kindern zu bekämpfen.

Die vierfache Großmutter erwarb als Frauenministerin von 2000 bis 2002 einen guten Ruf. Ihr Engagement für die Uno und Menschenrechtsgruppen verschafften ihr auch internationale Anerkennung. Gesellschaftspolitisch gibt sie einen liberalen Kurs vor, sie befürwortet die straffreie Abtreibung und die Homosexuellenehe.

Ihre Partei Soziale Bewegung hofft nach dem Sieg in Lima, in ganz Peru an Boden zu gewinnen. Die etablierten Parteien verloren überall an Stimmen, die Arpa-Partei von Präsident Alan García konnte gar keine der größeren Städte für sich gewinnen. Politische Kommentatoren sprechen darum gar von einem Erdrutsch im politischen System Perus. Zumindest hat die Stichwahl zwischen zwei Frauen um das Bürgermeisteramt der Hauptstadt die Geschlechterverhältnisse ein Stück weit geändert.  (Alexander Fanta/DER STANDARD, Printausgabe, 28.10.2010)