Vertreter österreichischer Muslime waren am Mittwoch bei Innenministerin Maria Fekter zu Gast, die freundlich zu einem Gruppenfoto bat.

Foto: Standard/Matthias Cremer

Ein weitgehender, innerhalb der islamischen Glaubengemeinschaft wohl für Diskussionen sorgender Vorstoß in Richtung Integration wagt jetzt die kleine Gruppe der "Initiative Liberaler Muslime Österreichs" (ILMÖ).

"Die Imame und Prediger" müssten in Zukunft, verlangte die Initiative am Mittwoch in einer veröffentlichten Erklärung, eine Grundsatzerklärung unterschreiben, mit der sie sich unter anderem "zu den Prinzipien der europäischen Werte, zur Demokratie, Menschenrechte, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Respektierung Andersgläubiger, der Freiheit des Religionswechsels" und zentral der Trennung von Staat und Religion bekennen.

Werde dies nicht akzeptiert, müsse es "Sanktionen gegen Imame und Prediger geben", fordern die liberalen Muslime. Auch die Schulbücher im islamischen Religionsunterricht müssten "nach dem Prinzip der Antidiskriminierung" überarbeitet werden. Ein besonders Augenmerk sollte "auf die Beseitigung von Vorurteilen und Stereotypen gegenüber Christen, Juden und Glaubenslosen gelegt werden."

Initiative: kleines intellektuelles Segment

"Wir müssen seitens der Muslime auch selbstkritisch sein, sonst kann Integration nicht funktionieren", sagte Amer Albayati, Sprecher der liberalen Muslime, die in ihrer Erklärung auch vor einer "steigenden Tendenz der Radikalisierung in den Moscheen durch Hassprediger in österreichischen Moscheen und Websites" warnen, im Gespräch mit dem Standard.

Die Initiative Liberaler Muslime, die ein kleines intellektuelles Segment der muslimischen Gesellschaft in Österreich darstellt, war am Mittwoch Teil einer Delegation muslimischer Organisationen, die von Innenministerin Maria Fekter zu einer "Dialogrunde" eingeladen worden war.

Die von Fekter vorgegebenen Themen der Runde: Integrationsfragen wie Spracherwerb und Qualifikation, Emanzipation, Gleichstellung von Mann und Frau. Fekter unterstrich vor dem Treffen im Gespräch mit der APA, dass innerhalb der islamischen Gemeinschaft die Positionen "nicht gleichgeschaltet" seien. Sie werde "jedenfalls klar sagen", unter welchen Rahmenbedingungen Integration stattzufinden habe, "nämlich der österreichischen Rechtsordnung".

Der Islamdialog ist Teil des Nationalen Aktionsplans für Integration. Im November soll eine internationale Wissenschaftsrunde folgen.

Amer Albayati, von den liberalen Muslime kritisiert, wie auch der Grünen-Politiker Efgani Dönmez, dass bisher in Integrationsgesprächen die Islamische Glaubensgemeinschaft und deren Präsident Anas Schakfeh als offizieller Repräsentant der islamischen Gemeinschaft auftrete. Diese Gemeinschaft vertrete aber nur einen Bruchteil aller Muslime, sagt Dönmez.

Scharfe Kritik übte die ILMÖ in diesem Zusammenhang auch in ihrer Erklärung vom Mittwoch. Die Organisation von Schakfeh sei "auch nicht in der Lage, die Integration aller Muslime zu unterstützen. Sie ist nicht fähig, ihre eigene Muslime zu integrieren". (Walter Müller, DER STANDARD-Printausgabe, 28. 10. 2010)