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Teilzeit findet sich meist in den Niedriglohnbereichen ohne Aufstiegsmöglichkeit.

Wien/Brüssel (APA) - Die Arbeitszeitflexibilisierung ist in Österreich im EU-Vergleich bereits ausgesprochen ausgeprägt. Dies geht aus einer nun veröffentlichten Studie der Europäischen Kommission hervor. Österreich befindet sich in allen drei untersuchten Kategorien - Anteil von Arbeitnehmern, die Teilzeit arbeiten, geleistete Überstunden und Anteil der Arbeitnehmer mit langen Arbeitszeiten von 48 Stunden pro Woche und mehr - in der Spitzengruppe der EU- und EFTA-Mitgliedsstaaten. Die bei der Arbeitszeit flexibelsten Länder in Europa sind demnach Österreich und Großbritannien, am unflexibelsten im Arbeitszeitbereich sind Portugal, Litauen, Zypern und Ungarn.

Die derzeitige Wirtschafts- und Finanzkrise habe eindeutig dazu beigetragen, dass Flexibilität nun als wichtiges Instrument angesehen werde, mit dessen Hilfe Arbeitgeber auf die sich wandelnden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren können. "Die Frage der Geschlechtergleichstellung spielt in dieser Diskussion allerdings keine große Rolle", so die EU-Kommission in einer Aussendung zur Studie. Noch mehr Flexibilität bei der Dauer der Arbeitszeit komme nicht immer der Gleichstellung der Geschlechter zugute.

Laut der Studie kommen flexible Arbeitszeitregelungen sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern zugute. Der Bericht der Expertengruppe wird bei der informellen Tagung der zuständigen Minister vorgelegt, die die neue Strategie für die Jahre 2010-2015 in Sachen Gleichstellung von Frauen und Männern erörtern wollen.

Individuellere Arbeitszeiten wirkten sich zwar positiv auf die Beschäftigungsquote von Frauen aus und könnten zum Ausgleich von Berufs- und Privatleben beitragen. Allerdings sei die vor allem von Frauen ausgeübte Teilzeitarbeit in den meisten Ländern noch immer in Niedriglohnbereichen mit geringen Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten angesiedelt. Wichtig sei auch die kulturelle Betrachtung: So lange Flexibilität als "weibliche" Art der Arbeitszeitorganisation angesehen werde, dürften flexible Arbeitszeitregelungen geschlechtsbedingte Unterschiede eher festigen als ändern.

Europaweit große Unterschiede

Zwischen den Mitgliedsstaaten gibt es weiterhin große Unterschiede: In Nord- und Westeuropa ist Flexibilität hinsichtlich der Dauer der Arbeitszeit weiter verbreitet als in Ungarn, Litauen, Tschechien, Estland, Bulgarien, Slowakei, Slowenien und Rumänien, wo noch immer die herkömmliche 40-Stunden-Woche vorherrscht. Dänemark, Schweden, Deutschland, Finnland und Norwegen liegen in Bezug auf Flexibilität recht weit vorn: in diesen Ländern nutzen mehr als die Hälfte der Beschäftigten in irgendeiner Weise die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten.

In jüngster Zeit seien Fragen der Arbeitszeitflexibilität in mehreren Ländern auf die politische Tagesordnung gelangt, allerdings mit unterschiedlichen Hintergründen: So diene in einigen Ländern, etwa in Tschechien und Litauen, die Flexibilität eher der Steigerung der Beschäftigungsquote und der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden. Generell werde Teilzeitarbeit bei der Förderung des aktiven Lebens im Alter immer wichtiger. Insbesondere in den nordischen Ländern stelle "unfreiwillige Teilzeitarbeit" ein großes Problem dar, weshalb politische Maßnahmen zu einem neuen Gleichgewicht zwischen Flexibilität und Sicherheit beitragen sollten.

Arbeitszeitkonten und Jahresarbeitszeitregelungen stehen in einigen Ländern (Finnland, Deutschland und Luxemburg) ebenfalls auf der politischen Tagesordnung. In einigen Ländern (etwa Polen und Portugal) werden laut Studie flexible Arbeitszeitregelungen im Zusammenhang mit dem Abbau von Überstunden erörtert.