Das Stift Klosterneuburg ist der Subventionskaiser unter den Stiften. Zwischen Oktober 2008 und Oktober 2009 gab es Agrarförderungen von fast 700.000 Euro.

Foto: Standard/Jürgen Skarwan

Die 15 größten kirchlichen Einrichtungen des Landes haben im Vorjahr Agrarförderungen im Ausmaß von mehr als vier Millionen Euro erhalten. Nicht zuletzt deshalb werden wieder Rufe nach neuen Spielregeln laut.

Wien – "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon", mahnt Jesus ein. Und doch schafft der heimische Klerus den Spagat zwischen den Worten der Bibel und dem irdischen Reichtum: Die Diözesen und insbesondere die Orden sind als Landbesitzer Herren über rund eine Viertelmillion Hektar Grund und Boden. Wobei hier vor allem mit 160.000 Hektar an forstwirtschaftlichen Flächen der Segen im Sägen liegt. Und die beachtlichen Nutzflächen wollen gefördert werden.

Was vonseiten der EU auch in ungewöhnlich hohem Ausmaß passiert. Ein Blick in die Transparenzdatenbank offenbart, dass alleine an die 15 größten kirchlichen Einrichtungen in Österreich von Oktober 2008 bis Oktober 2009 insgesamt 4,063.563,66 Euro an EU-Agrarsubventionen geflossen sind. Absoluter kirchlicher Subventionskaiser ist das Augustiner-Chorherrnstift Klosterneuburg. Im Vorjahr durfte man sich in dem niederösterreichischen Stift, das mit 108 Hektar Anbaufläche über das größte und älteste Weingut in Österreich verfügt, über 680.239,35 Euro an Subventionsgeldern freuen.

Das Zisterzienserstift Heiligenkreuz lukrierte im selben Zeitraum rund 613.000 Euro an Agrarförderung, das Benediktinerkloster Stift Melk verbuchte im Vorjahr eine landwirtschaftliche EU-Unterstützung in der Höhe von 436.000 Euro auf der Habenseite. Die Mitbrüder im steirischen Stift Admont mit einem Grundbesitz von rund 26.000 Hektar kassierten 139.347,18 Euro. Und selbst das Erzbistum Wien, welches vor allem etliche Immobilien in der Wiener Innenstadt besitzt, kassierte in zwölf Monaten 449.221,88. Euro Agrarförderung.

Dem gegenüber stehen Zahlen aus dem aktuellen Grünen Bericht, der jährlichen Analyse der agrarwirtschaftlichen Entwicklung. Demnach erhalten 57 Prozent der heimischen Bauern nach den geltenden Richtlinien – die Höhe der Förderung richtet sich nach der bewirtschafteten Fläche – weniger als 10.000 Euro, rund 36 Prozent sogar unter 5.000 Euro.

Für Irmi Salzer, Sprecherin der Österreichischen Bergbauern- und Bergbäuerinnenvereinigung (ÖBV), eine untragbare Situation: "Natürlich macht die Kirche nichts Unrechtes. Große Güter streifen eben, gesetzlich gedeckt, entsprechend hohe Agrarsubventionen ein. Moralisch ist das aber sehr wohl zu hinterfragen. Vor allem stellt sich da die Frage, wofür die Kirche das Geld eigentlich braucht." Dazu komme, dass oft nur wenige Menschen auf diesen Gütern arbeiten würden. Salzer: "Ob millionenschweren kirchlichen Institutionen solche Subventionen zustehen, müsste einmal diskutiert werden."

Reform gefordert

Generell fordert Salzer Subventionsobergrenzen sowie eine Anhebung der Förderungen für Klein- und Mittelbetriebe: "Es ist unangemessen, dass viele Bauern, die ihre Höfe für den Erhalt ihrer Familien bewirtschaften, nur ein kleines Stück vom Förderkuchen bekommen. Das Gebot der Stunde wäre die Kopplung der Förderungen an den Arbeitseinsatz und nicht an die Größe der Güter." Es sei dies auch "im Sinne der Bevölkerung", dass kleine, nachhaltig wirtschaftende Betriebe gefördert werden. Salzer: "Ob sie ihr Steuergeld aber für kirchliche Großbetriebe verwendet wissen wollen, wage ich zu bezweifeln."

Grünen-Agrarsprecher Wolfgang Pirklhuber gibt hingegen zu bedenken, dass "bei kirchlichen Betrieben zu berücksichtigen ist, dass diese heutzutage vorwiegend mit 'Fremdarbeitskräften' arbeiten und diese kollektivvertraglich zu bezahlen sind".

Dennoch seien auch die kirchlichen Betriebe "eher Nutznießer eines historisch gewachsenen Agrarmodells". Agrarsprecher Pirklhuber: "Bei den Betriebsprämien, die etwa 80 Prozent aller EU-Mittel ausmachen, braucht es auf jeden Fall mehr Verteilungsgerechtigkeit. Ein Basissockel für die Kleinbetriebe und eine fixe Obergrenze pro Betrieb in Abhängigkeit von den beschäftigten Arbeitskräften sollte ab 2013 Realität werden."

Das würde wohl auch für manch kirchlichen Betrieb deutlich weniger Geld bedeuten. Bis zu einer tatsächlichen Umsetzung eines neuen Modells bleibt der Förderhahn aber offen. Und so wird etwa das Stift Klosterneuburg auch im heurigen Jahr 2918,39 Euro Bergbauernförderung bekommen. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.10.2010)