Elfriede Vavrik hat zwei Lover und jede Menge Sex - seit sie 79 ist.

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Nein, eine Charlotte Roche für die Generation 80 plus wolle sie nicht sein, sagt Elfriede Vavrik. "Außerdem hat mir Feuchtgebiete überhaupt nicht gefallen, viel zu grauslich." Und doch hat die 81-jährige frühere Buchhändlerin ein weit größeres Tabu gebrochen als Roche: In "Nacktbadestrand" schreibt sie explizit über ihr sexuelles Erwachen im Alter, schildert freimütig, wie sie mit 79 ihren ersten Orgasmus hatte und was einem unterkommt, wenn man per Annonce einen Sexpartner sucht.

"Sie können sich ja gar nicht vorstellen, was Männer z'sammschreiben", sagt Vavrik. Die Hälfte legte statt eines Porträtfotos sowieso gleich Bilder ihres Penis bei. "Diese Briefe sind sofort im Mistkübel gelandet. " Der jüngste, der auf ihr Inserat geantwortet hat, war 17. "Dem hab ich freundlich abgesagt".

Mehr als 100 Männer haben sich gemeldet. Mit vielen davon hat sie telefoniert, mit etlichen hat sie sich auch getroffen, und einige hat sie in ihre Zweizimmerwohnung in Laxenburg mitgenommen. Darunter auch ein verurteilter Mörder, der direkt aus dem Gefängnis zu ihr gekommen ist. "Das war ein ganz armer Mann."

Zweimal verheiratet, drei Söhne, zwei Lover

Den Tipp, sich doch nach einem Mann umzuschauen, hat sie von ihrem Hausarzt bekommen, den sie wegen ihrer Schlafstörungen aufsuchte. "Ich hab' ihn gefragt, ob er verrückt geworden ist", erinnert Vavrik. Versucht hat sie es trotzdem. Zwei fixe Liebhaber hat sie heute, beide sind um die 50.

Verheiratet war Elfriede Vavrik zweimal, ihre Söhne - "die finden mein Buch super"- sind heute 45, 53 und 55 Jahre alt. "Aber Kinder kann man auch machen, ohne Freude dabei zu haben", sagt sie heute über den Sex in ihren Ehen.

Seit ihr Buch erschienen ist, fährt Vavrik von Talkshow zu Talkshow. Zweimal war sie bei Sandra Meischberger, im Schweizer Fernsehen ist sie ebenso aufgetreten wie bei Barbara Karlich. Die Lesungen haben anfangs Überwindung gekostet: "Über Sex schreiben ist leichter, als die Texte dann vor Publikum zu lesen."

Ob sie es bereut, jahrzehntelang ohne Männer gelebt zu haben? "Ich habe 40 Jahre verpasst", sagt Vavrik, "ich muss einfach noch einmal auf die Welt kommen." (fern, DER STANDARD-Printausgabe, 23./24. 10. 2010)