Der Vatikan beginnt mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals beim katholischen Orden "Legionäre Christi". Der päpstliche Sonderbeauftragte für die Revision des Ordens, Erzbischof Velasio De Paolis, hat erste Details zur Neuordnung bekanntgegeben. In einem Brief an die Mitglieder der Kongregation stellte De Paolis die Einrichtung einer Kommission in Aussicht, die sich mit Ansprüchen gegenüber dem Orden befassen soll, meldete Kathpress. Ob es sich in diesen Fällen um Entschädigungsforderungen handelt, geht aus dem vom Orden veröffentlichten Schreiben nicht hervor.

Der im Jahr 2008 im Alter von 88 Jahren verstorbene Ordensgründer Marcial Maciel Degollado hatte Seminaristen sexuell missbraucht. Der Vatikan warf Maciel im Mai nach einer Untersuchung der Vorwürfe im Rahmen einer Apostolischen Visitation des Ordens "objektiv unmoralisches Verhalten" vor.

Zugleich nahm der von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal nominierte De Paolis die derzeitigen Ordensleiter vor dem Vorwurf in Schutz, zu den Anschuldigungen gegen Maciel geschwiegen zu haben. So einfach sei das Problem nicht, schreibt der Kurienerzbischof. Die Beschuldigungen, die von Zeitungen seit den 1990er Jahren veröffentlicht worden seien, hätten auch die Oberen der Kongregation zur Kenntnis genommen. Schwierig sei jedoch, Beweise zur Begründung dieser Vorwürfe zu haben und noch schwieriger sei es, Gewissheit in dieser Frage zu erlangen. Diese habe sich erst sehr spät eingestellt.

De Paolis kündigte eine weitere Kommission an, die sich mit "Problemen wirtschaftlicher Natur" beschäftigen werde. Schon im Mai hatte der Vatikan die Einrichtung eines Gremiums für die Überarbeitung der Ordensstatuten angemeldet. Im Juli ernannte Benedikt XVI. De Paolis zum päpstlichen Sonderbeauftragten für den gegenwärtig rund 850 Priester und 2.500 Seminaristen zählenden Orden. (APA)